»Das bessere Leben«

Ulrich Peltzer: Ulrich Peltzer ist der Go-To-Guy, wenn es darum geht, die Gegenwart durch die linke Vergangenheit ihrer Protagonisten zu lesen. Auch »Das bessere Leben« macht da keine Ausnahme. Sylvester Lee Fleming arbeitet im Ver-sicherungswesen und hat eine Counterculture-Vergangenheit. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Geld für korrupte Politiker, Militärs und Headhunter zu beschaffen. Jochen Brockmann, in den Grabenkämpfen linker Kleinstgruppen am Niederrhein sozialisiert, ist als Sales Manager für einen italienischen Konzern tätig, den er mit Schmiergeldzahlungen vor der drohenden Pleite bewahren will. Pelzer erzählt ihre Geschichte in erlebter Rede, so dass immer wieder Erinnerungen und Ellipsen die Handlung übernehmen: das Kent-State-Massaker von 1970, Schulproteste, Affären und Unterhaltungen am Wohnzimmertisch. All das spielt vor dem Hintergrund einer boomenden Prä-Crash-Wirtschaft, die durch die Erzählweise eher unbeleuchtet bleibt. Seine Hauptfiguren hätten das in ihrer Jugend vermutlich als »Verschwinden der Totalität« bezeichnet.

 

S. Fischer, 448 S., 22,99 Euro