DIY Tanzen

Selbst zu tanzen, ist natürlich das Schönste. Beim Zuschauen kann man heimlich davon träumen. Nicht vom Show-off, dem tollen Aussehen, sondern von dem Gefühl, eins mit sich zu sein, frei mit seinem Körper umgehen zu können. Nun hat sich das Tanzhaus NRW zum Spielzeitauftakt vorgenommen, an der äußerlichen Trennung zwischen Schauen und Performen ein wenig zu rütteln. Dass in dem Haus das Selbertanzen ohnehin groß geschrieben wird, in Kursen und Workshops, stellt ein inspirierendes Ausrufezeichen neben das Vorhaben. Es geht ums Mitmachen, neudeutsch Partizipation.

 

Ein grandioser, sehr berührender Vorläufer war letztes Jahr Jérôme Bels mit Düsseldorfer Bürgern bestücktes »The Show Must Go On«. Diesmal mischt der belgische Choreograf in »Gala« (27., 28.8.) ausgesuchte Normalos jeden Alters mit Profitänzern. »Es geht um die Liebe zum Tanz«, erklärt Intendantin Bettina Masuch. Gefeiert wird auch, es miteinander zu tun. Das wird beim »Tanz aller — Ein Bewegungschor« (3.–5.9.) von Ligna mit Erläuterungen zu historischen Bewegungsutopien begleitet. Man wird mit Kopfhörern auf den Ohren zum Mitmacher, Beobachter und zum kritischen Geist.

 

»Folk-s« (29.8.) von Alessandro Sciarroni wiederum schließt einen einfachen Pakt zwischen Zuschauern und sich verausgabenden Tänzern des Schuhplattlers, der ebenfalls auf etwas Uraltes zurückgreift: das Ritual der Paarung. »The Common People« (29., 30.8.) von Jan Martens lädt ein zu beobachten, wie je zwei Fremde sich einander annähern und dadurch ein Zwischenraum entsteht. Das Alltägliche wird, durch die wunderbare Martens’sche Kunstlupe betrachtet, besonders. Das gilt auch in anderer, ruppigerer Form, für »Pindorama« (4.,5.9.) von Lia Rodrigues, die ein Tanzhaus mitten in einer Favela von Rio de Janeiro betreibt.

 

Der Auftakt in Düsseldorf verspricht eine im besten Sinne zugewandte Kunst. Und mehrere regelrechte Bälle der stilmixenden Art gibt es auch noch. Jetzt ist endlich Schluss mit der sommerlichen Trägheit.