Alles halb so schlimm?

Die Kölner Oper und das Schauspiel sind derzeit in aller Munde.
Der geplatzte Wiedereröffnungstermin (7.11.) macht Schlagzeilen, die Suche nach den Verantwortlichen für das Debakel läuft.
Was jetzt zu tun ist, weiß niemand.

Ob die Oper nach dem Kölner Baustellen-Sanierungsdesaster nun ins Staatenhaus oder ins ehemalige Cats-Musical-Zelt einzieht, ist zu Redaktionsschluss noch offen. Die Kostendifferenz wird in die Hunderttausende gehen — und man kann nur auf Augenmaß der Beteiligten hoffen, dass nicht ein weiteres Geldgrab geschaffen wird. Klar ist trotzdem, dass zumindest die erste Opernpremiere der neuen Spielzeit pünktlich und wie lange geplant über die Bühne gehen wird. Oder besser gesagt, über den Rhein.

 

Denn das Musiktheater der katalanischen Künstlergruppe La Fura dels Baus »Das Lied der Frauen vom Fluss«, eine Kölner Koproduktion mit dem Luzerner Theater, findet am 20. September auf dem Theaterschiff »Naumon« im Rheinauhafen statt. Das Schiff ist Eigentum Carlus Padrissas, Chef von Las Furas dels Baus, der auch Regie führt. Die junge Fausta, die enttäuscht von der realen Welt das »absolute Kunstwerk« sucht, ist Adriana Bastidas Gamboa. Die »Naumon« wird anschließend eine der Ausweichspielstätten abgeben, welche die Oper Köln zur Zeit immer noch händeringend sucht — da weit und breit kein Plan B in irgendeiner Tasche lag. Intendantin Birgit Meyer hat die Liegezeit verlängern lassen — wie lange, ist noch ungewiss. Ansonsten wird nur das Alte Pfandhaus für die Kinderoper weiter am Start sein — während der Musical-Dome bereits vermietet ist.

 

Im Schauspiel müssen wohl dunkle Vorahnungen umgegangen sein. Was für ein Glück, dass Intendant Stefan Bachmann den so wunderbar angenommenen Mülheimer Spielort im Carlswerk nicht gekündigt hatte. Das Urban Gardening geht weiter, die Lage im »Problemstadtteil« Mülheim kann weiter Früchte tragen — Glück im Unglück. Das neu gestaltete Erscheinungsbild wurde nach Bekanntwerden der Katastrophe nur leicht verändert: Statt rot strahlt nun im Internet die CI in munterem Türkis. Aufmunternd wird verkündet, dass es in Mülheim noch ein Jahr weitergeht. 

 

Ob die Daten der Premieren gehalten werden, ist zur Stunde nicht klar, wohl aber, dass es im November mit allen verabredeten Inszenierungen losgehen wird. Der biblische »Exodus« wird eine Fortsetzung von Bachmanns »Genesis«, es wurde die Deutsche Erstaufführung von Lars Norèns »3.31.91« an Land gezogen, und die neue Dschihadisten-Komödie des syrischen Autors Ibrahim Amir (»Habe die Ehre«) sollte ohnehin am 13.11. im Depot Premiere haben. Alles halb so schlimm, könnte man meinen — wenn nur nicht wieder die Stadt Köln zur bundesweiten Lachnummer geworden wäre. Die Opernintendantin, die ihre Sommerpause redlich verdient hatte, ist augenblicklich nicht zu beneiden.