Die MMC-Studios in Köln-Ossendorf | Foto: Manfred Wegener

Keine neuen Geschäfte mit Oppenheim-Esch-Fonds

Jörg Detjen, Fraktionsvorsitzender von Die Linke im Kölner Rat,

lehnt ein Opern-Interim in den Ossendorfer MMC-Studios ab

Der Vertriebsdirektor der MMC, Nico Roden, wirft Nebelkerzen, wenn er in einem Interview im Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.9.2015 behauptet, dass die MMC-Studios nichts dem Esch-Fonds zu tun haben:

 

„Das Gebäude gehörte einst dem Oppenheim-Esch-Fonds und jetzt dem Immobilienfonds Köln-Ossendorf-Hürth, der mit Ersterem de facto nichts zu tun hat. Die Magic Media Company (MMC) selbst gehört der Deutschen Unternehmensbeteiligung AG“ (DUBAG).

 

Bundesweit gibt es ca. 70 Fonds, die Josef Esch über mehrere Jahre initiiert hat. Umgangssprachlich sagt man Oppenheim-Esch-Fonds, obwohl sie unterschiedliche Namen haben. Herr Roden erzeugt gezielt Verwirrung.

 

Josef Esch hat den Fonds konzipiert. Das Geschäftsmodell hat sich durch das Ausscheiden von Esch als Geschäftsführer nicht im Mindesten verändert. Der Fonds ist wie zuvor Eigentümer der Studios mit MMC als alleinigem Mieter.

 

Nicht nur beim Geschäftsmodell, sondern auch bei den Anteilseignern besteht Kontinuität. 1999 bildeten 36 Personen den „Immobilienfonds Köln Ossendorf-Hürth“. Unter ihnen waren auch Helmut und Bernd Breuer, die Gründer und Inhaber der MMC in Hürth. Mit dem so zusammengetragenen Kapital wurde der Standort Ossendorf entwickelt.

 

In diesem Fonds sind zahlreiche Kölner Institutionen und Honoratioren vertreten. Neben den üblichen Verdächtigen Josef Esch persönlich sind dies auch die Josef-Esch Fonds Projekt GmbH, die Oppenheim Immobilientreuhand, Graf von Krockow, der gefeuerte frühere REWE Chef Reischl. Zweimal ist aber auch die Familie Neven DuMont-Schütte vertreten, sowie Patrick Schwarz-Schütte, der 2011 in den Aufsichtsrat des Medienhauses DuMont-Schauberg gewählt wurde. Dazu kommt Wirtschaftsprominenz aus dem ganzen Bundesgebiet, wie Deichmann, Oetker und Benteler. Einige Personen sind inzwischen verstorben und Erben traten auf den Plan.

 

Der Kölner Stadt-Anzeiger schrieb am 1.11.2012:

Laut MMC-Geschäftsführer Andrè Eiden wird das Unternehmen 2012 erstmals seit zwölf Jahren operativ schwarze Zahlen schreiben. 2011 gab es bei einem Umsatz von 40 Millionen Euro noch ein Minus von einer Million. (...) Die Sparkasse ist alleiniger Eigentümer der MMC … Alleine 2008 erforderte die MMC Risikorückstellungen im unteren dreistelligen Millionenbereich der Sparkasse.“

 

Auch wenn die Sparkasse nach Drängen der EU-Kommission die MMC an die DUBAG verkaufte, ist doch klar, dass die Sparkasse KölnBonn viel Geld in dieses Unternehmen gesteckt hat. Wenn die Geschäftsleitung von MMC in der Auseinandersetzung um die Vergabe des Interims der Oper heute der Stadt Köln mit gerichtlichen Schritten droht, ist das ungeheuerlich.

 

Inzwischen haben 13 der 36 Fondsinhaber eine Schadensersatzklage gegen Sal. Oppenheim/Esch/Sparkasse KölnBonn erhoben. Esch wurde als Geschäftsführer abberufen und der Fonds steht unter Zwangsverwaltung. Der Zwangsverwalter wurde auf Initiative der Sparkasse eingesetzt, weil einige der Fondszeichner ihre Kredite bei der Sparkasse nicht mehr bedienen können und/oder wollen.

 

Trotz dieser Diskrepanz und dieses Streits gibt es diesen geschlossenen Fonds weiterhin, und der Name ist immer noch der gleiche geblieben: Immobilienfonds Köln-Ossendorf-Hürth.

 

Dass die MMC weiterhin in der Krise steckt und sich auch mit dem Esch-Fonds rumärgert, kann man dem Geschäftsbericht 2013 entnehmen, der am 6. Mai 2015 veröffentlicht wurde:

 

Ein weiteres Risiko sieht die Gesellschaft aus der zusätzlich zum festen Mietzins zu entrichtenden variablen Verzinsung des Mietvertrages am Standort Köln-Ossendorf. Ein etwaiger zu entrichtender variabler Mietzins in Kombination mit hohen gewerbesteuerlichen Hinzurechnungen kann dazu führen, dass die Gesellschaft trotz eines positiven Ergebnisses vor Steuern nur geringe Jahresergebnisse erzielen und geringe Liquiditätsreserven aufbauen kann. Bei rückläufigen Ergebnis- und Liquiditätsentwicklungen ist die Gesellschaft ggf. auf finanzielle Mittel externer Kapitalgeber (Gesellschafter, Banken etc.) angewiesen.

Risiken könnten sich für die Gesellschaft auch aus der bestehenden Zwangsverwaltung des Vermieters und daraus resultierenden Zu- und Abstimmungserfordernissen ergeben. Unsicherheiten bezogen auf das Mietverhältnis würden durch die beabsichtigten Änderungen des Mietvertrages entschärft.“

 

Wenn man diese Passagen liest, wundert man sich, warum der Vertriebsdirektor Nico Roden jeglichen Zusammenhang mit dem Oppenheim-Esch-Fonds bzw. Immobilienfonds Köln-Ossendorf-Hürth leugnet?

 

Dieser Fonds bekommt laut Geschäftsbericht der MMC über das Jahr 2013 im Jahre 2015 5,5 Millionen Euro Miete im Jahr. Das Rest-Mietvolumen beträgt demnach 63 Millionen Euro. Der Vertrag könnte erstmals 2025 gekündigt werden. Im Geschäftsbericht 2011 ist bereits zu lesen:

 

Der im Geschäftsjahr 2009 geänderte wesentliche Mietvertrag über das Studiogelände Köln-Ossendorf enthält die Vereinbarung einer zusätzlichen Miete ab 2012, die auch vom wirtschaftlichen Erfolg der Gesellschaft abhängig ist.“

 

Beim Verkauf der MMC an die DUBAG erklärte der neue Geschäftsführer und Anteilseigner des Immobilienfonds Köln-Ossendorf-Hürth, Yorck Otto, am 31.3.2013 in „Die Welt“:
„Wir wollen ein neues nachhaltiges Unternehmen- und Refinanzierungskonzept des Fonds, denn die uns versprochenen Mieten wurden nie erzielt.“

 

Das heißt, je mehr Umsatz und Gewinn MMC macht, desto mehr Geld fließt in die Kassen des Fonds.

 

Das ist aber nicht alles. Die Oppenheim-Esch-Fonds waren und sind ein gigantisches Netzwerk. Weil der Ossendorf-Fonds faktisch von Anfang an zu wenig Mietzahlung abwarf und die Sparkasse um die Kredit-Rückzahlung der Fondsinhaber fürchtete, bat Sparkassen-Chef Schröder Oberbürgermeister Schramma um ein Kompensationsgeschäft. Der Bau der Messehallen solle an Esch gehen. Das Kompensationsgeschäft klappte, trotz öffentlicher Proteste.

 

Dieser Gewinnausgleich in Form überteuerter Mietzahlungen platzte erst, nachdem die EU-Kommission eingriff. Die Stadt Köln reduzierte die Mietzahlungen.

 

Wenn heute CDU, FDP und deren Oberbürgermeisterkandidatin Reker für die Vergabe des Interims an MMC plädieren, dann werden sie die Kassen der Oppenheim-Esch-Fonds füllen und das Netzwerk intensivieren.

 

Die Oper müsste ein Geschäft mit MMC schließen, der den dahinter liegenden Esch-Fonds bedient, obwohl die KölnMesse, an der die Stadt maßgeblich beteiligt ist, gerade in einer Auseinandersetzung um die Loslösung vom Esch-Fonds „Grundstücksgesellschaft Köln Messe 15 bis 18“ ist. Ein Widerspruch, der auch die Position der Stadt in den aktuellen Verhandlungen nicht stärken, sondern angreifbar machen würde.

 

Aus den Ausführungen wird deutlich, dass DIE LINKE ein Geschäft mit MMC vehement ablehnen wird. Den Kreislauf der Oppenheim-Esch-Fonds sollten wir unterbrechen und nicht wiederbeleben.

 

Wir appellieren an SPD und Grüne, an der gemeinsam im Rat formulierten Position mit der LINKEN festzuhalten:

 


Keine neuen, – auch keine indirekten – Geschäfte mit Oppenheim-Esch-Fonds.

 

 

Jörg Detjen, 15.09.2015