A Story In White

(Chemikal Underground/ Zomba) Schiefe Musik. Weil sie vordergründig voller Brüche ist, aber man bei genauerem Hinhören auf keinen einzigen stößt. Man weiß hinterher nicht wie man sich fühlen soll: emotinal ergriffen oder von einer bizarren Kitscheruption angeekelt.

 

Aereogramme stammen aus der lebendigen Glasgower Indierock-Szene, veröffentlichen auf dem angesagten Chemikal Underground Label und hosten jeden ersten Dienstag im Monat Großbritanniens einzige Death-Metal-Disco: Deathlehem. Sie sind ein klassisches Trio, Gitarre, Bass, Schlagzeuger, das die Erweiterung des Instrumentariums (Elektronik, Piano etc.) sparsam, aber sehr effektvoll einsetzt.
Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist: sie spielen Metal und sie spielen whimpigen Pop. Die Betonung liegt auf dem »und«. Es geht ihnen nicht um ein postmodernes Collagieren von Widersprüchen und musikalischen Mannigfaltigen. Das was nicht zusammengeht: die Wucht von zackig gespieltem Metal und die Melodien die vor allem von einem singen: von zerbrechlichen EMOTIONEN, geht ihnen locker von der Hand. Aereogramme gleiten von einer Passage zur anderen, nichts klingt nach übertriebenem Virtuosentum und nach raffiniertem Stilbewusstsein. Dass das gelingt, liegt auch daran, dass rein strukturell die (im übrigen: gut produzierte) Musik nicht so kompliziert ist, wie man sich das beim ersten Hören denkt. Sie schreiben ihre Stücke so, dass sie gleichzeitig ganz weich und ganz hart gespielt werden können. Das erinnert an Slint, jene legendäre us-amerikanische Indie-band, die vor zehn Jahren, die Härte von Punk und Hardcore in ausgesparte, verhaltene Soundscapes transformierte. Aereogramme feiern aber diese (wiederentdeckte) Identität von Härte und Zerbrechlichkeit in Form von Pathos. Die Streicher klingen allzu schmierig. Und das macht die Musik so schief: nicht die Kontraste, nicht das Paradox der Brüche, die man nicht als solche wahrnimmt, sondern das Übermaß an Emotionen.