Leere Verhütungspillenpackungen, Schamhaare, eine Kruste mit Blut: Bei Susanne Zander offenbaren sich beklemmende wie faszinierende Einblicke in eine Affäre. Der Kölner Baustoffhändler Günter K. und seine Sekretärin Margret S. haben zwischen Mai 1969 und Dezember 1970 ein heimliches Liebesabenteuer, treffen sich regelmäßig in seiner Zweitwohnung oder in Hotelzimmern. Über die spießigen wie obszönen Details dieser Liaison hat Günter manisch Buch geführt. Vierzig Jahre später taucht die umfangreiche Dokumentation der Beziehung zufällig in einem Koffer auf und reist seitdem um die Welt.

Von »Rouladen mit Spargel und Gurkensalat« ist in Günters betont sachlichen Tagebuchaufzeichnungen auf Karteikarten ebenso zu lesen wie von »Rückenlage und die Spezialstellung« oder der Anatomie von Margrets Warzenvorhofs. In einem Kalender markiert er ihre Periode. Auf über 250 Fotos ist Margret mit zeittypischer Föhnfrisur zu sehen, lächelnd vor dem Kurhotel, lasziv posierend auf dem Bett oder am Schminktisch. Günters voyeuristischem Blick scheint nichts zu entgehen. Hinzu kommen knapp neunzig Gegenstände, die er, wie Trophäen fein säuberlich in blauen Umschlägen archiviert.
»Zini« und »Schnaggel« genießen zunächst die Zweisamkeit doch dann wird Margret schwanger und treibt ab, danach ebbt erkennbar die Begeisterung füreinander ab.

2012 entstand bereits aus einer sorgsam getroffenen Auswahl ein Buch im Verlag der Buchhandlung Walther König, herausgegeben von Susanne Zander, die im Besitz des Konvoluts ist. Parallel tourten auch die original Fotos und Aufzeichnungen, wurden in ihrem gesamten Umfang in Berlin, Innsbruck und New York ausgestellt. Nun präsentiert die auf Outsider-Art spezialisierte Galeristin die Geschichte noch einmal neu nach formalen Zusammenhängen. Das Konvolut ist verständlicherweise nur in seiner Gänze verkäuflich. Doch auch einige Fotodubletten waren im Koffer, die bei Zander einzeln zu erwerben sind. Selbst das Metropolitan Museum und Cindy Sherman haben schon »Margret«-Trophäen.

Es ist eine intensive Geschichte menschlicher Sehnsüchte, die die Betrachter zu sehen bekommen und dabei selber zu Voyeuren werden. 

»Margret — Chronik einer Affäre«, Galerie Susanne Zander, Antwerpener Str. 1, bis 24.10.