Der rote Faden

Eine neue Schau im Kolumba lässt die Kunst erzählen

Wenn es demnächst häufiger regnet, dann liegt das wohl daran, dass viel vom heiligen Severin gesprochen wird. Die Legende von Kölns Schutzpatron steht nämlich im Zentrum der neuen Jahresausstellung des Kolumba.

 

Hier erzählt ein mittelalterlicher Zyklus von zwanzig großen Tafeln in Bild und Text von dessen Bischofsweihe, einer Wunderheilung und der Erscheinung himmlischer Gesänge. Auch von zahlreichen Nebenschauplätzen berichtet das Werk, das eigentlich in Sankt Severin — derzeit wegen Sanierung geschlossen — weit über Augenhöhe hängt. Fast schon ein Muss, einen Blick auf die Vita des Mannes zu werfen, mit dessen zurückgeführten Gebeinen, so erzählt man, es in der Stadt nach langer Dürre wieder goss wie aus Kübeln.

 

Um das Erzählerische geht es auch in den Büchern, Bildern, Skulpturen und Videos der zeitgenössischen Kunst, die, so einmal mehr das bemerkenswerte Konzept des Hauses, mit der Sammlung christlicher Werke korrespondieren. In der Wohlfühl-Architektur von Peter Zumthor lassen sich etwa die Arbeiten von Rebecca Horn, Ilya Kabakov, Konrad Klapheck und Marcel Odenbach rezipieren.

 

Ein Highlight sind die großen Schwarz-Weiß-Fotoserien von Anna und Bernhard Blume, die ganz eigene skurrile Geschichten von universellen Wahrheiten inszenieren. In ihrem aberwitzigen »lebenslangen Fotoroman« (A. Blume), deren Protagonisten das Kölner Ehepaar ab 1985 selbst ist, rebellieren die Gegenstände des trauten Heims, die Kartoffeln fliegen wie Ufos umher, die Blumenvase wehrt sich gegen ihren spießigen Inhalt. Aber auch die Kunst bietet keinen Halt: Die streng abstrakten Formen der Moderne wollen, am eigenen Leib exerziert, nicht passen, sie drücken und werfen aus dem Gleichgewicht. 

 

Eine in dieser Form erstmals präsentierte Installation von unterschiedlichen Wandtellern, die, beschriftet mit Worten wie »Seele«, »heilig«, »Vernunft« und »Prinzip«, empor zu schweben scheinen — einzig »Gott« hat einen Pappteller —, bringt die vertrackte Situation der menschlichen Existenz auf den Punkt. Vielleicht kein Zufall, dass in dieser, gemeinsam mit Anna Blume sehr präzise komponierten Schau die Teller aber auch an einen ordentlichen Regenguss erinnern.