Schülerkabarett war gestern

Schauspieler Laurenz Leky wird neuer Leiter des Bauturm Theaters

 

Zwei von ihnen sind in Köln zur Schule gegangen — und haben danach in der ganzen Welt, im Kongo, Russland oder Bulgarien, Theater gemacht. Aber auch an vielen deutschen Häusern haben sie schon gearbeitet. Nun kommen der Schauspieler und Regisseur Laurenz Leky und sein Dramaturg, der studierte Musikwissenschaftler René Michaelsen, wieder zurück in jene Stadt, in der sie einst das Sülzer Schillergymnasium mit Schülerkabarett rockten.

 

Mit im Team wird auch der neue kaufmännische Direktor Bernd Schlenkrich sein, der Theater in Leipzig und Stuttgart mit aufbaute und das Junge Theater Konstanz geleitet hat. »Lokalisation« nennt Laurenz Leky sein Konzept für das Theater im Bauturm, dessen Leitung der 38-Jährige ab Sommer 2016 übernimmt: Geschichten vor Ort nachforschen und ihre globale Bedeutung ausloten. »Wir kennen die Dynamik, die Köln ausmacht, und sind davon fasziniert. Aber alles lokal schenkelklopferische und unkritische wollen wir vermeiden«, erklärt Leky, der bereits seit einem Jahr als persönlicher Referent des scheidenden Intendanten Gerhardt Haag arbeitet. An den Afrika-Projekten, vor allem am Festival »africologne« und der umjubelten Koproduktion »Coltan-Fieber«, war er beteiligt. »Unsere internationalen Netzwerke werden wir stark einbeziehen, uns nah am gesellschaftlichen und politischen Diskurs bewegen. Jährlich wollen wir ein Stadtprojekt in theaterfremden Räumen erarbeiten«, so lauten seine Pläne. Regisseure, die sonst an größeren Häusern arbeiten, haben bekräftigt, dass sie in Zukunft auch am Bauturm inszenieren werden — so etwa Jan-Christoph Gockel, der »Coltan-Fieber« inszeniert hat und dessen kluges Dokumentartheater zur Zeit äußerst gefragt ist. Der neue Dramaturg René Michaelsen fügt hinzu: »Köln beschäftigt sich rund um die Uhr mit sich selbst. Warum kann man typisch kölsche Figuren nicht mal von Kongolesen spielen lassen, um mit der sentimentalen Heimatsicht zu brechen? Wir suchen das Universale im Lokalen.«

 

 Aber nicht alles wird umgekrempelt, Formate wie »Kölner lesen zu zweit« bestehen weiter, Klassiker und Komödien bleiben im Repertoire. Das Festival »africologne« wird weiterhin von Gerhardt Haag und der Dramaturgin Kerstin Ortmeier geleitet, die aber nach Berlin zurückgeht. Da sich der Übergang in aller Freundschaft vollzieht, besteht Leky darauf, dass Gerhardt Haag weiter im Bauturm auf der Bühne stehen soll. Mehr Geld gibt es für das Theater übrigens nicht. Aber Leky ist zuversichtlich, dass sich durch frische Ideen manch neuer Topf auftreiben wird: »Wir sind arm, aber international.«