Fariba Vafi: »Tarlan«

Fariba Vafi ist eine, die geblieben ist. Im Land des Braindrains und der Wahlfälschungen. Sie ist geblieben, sieht ganz genau hin, und erzählt Geschichten in Nahaufnahme — pointiert und voller Leben. Die Heldin ihres zweiten Romans »Tarlan« will Schriftstellerin werden. Aber die Not in der Islamischen Republik 1979/80 ist groß, und auch aus ihren Berufswünschen Schauspielerin und Lehrerin wird nichts. »Polizist sein war also besser als all das Nichtwerden«,  scheibt Vafi und erschafft mit wenigen prägnanten Details eine Gruppe junger Frauen, die den Schlafsaal Nummer Eins einer Teheraner Polizeikaserne bevölkert. Drill und Überwachung sind fortan ein Teil ihres Lebens, Familienprobleme, Liebesbeziehungen und immer wieder die Frage nach dem Schreiben der andere. Da es das iranische Publikum gewohnt ist, zwischen den Zeilen zu lesen, müssen auch die Leser hier die Zeichen verstehen, wenn Tarlans politisch aktive Freundin Rana von ihrem Geliebten für die farblose Schwester verlassen wird. »Details vermitteln einem manchmal Erkenntnisse«, lässt Vafi ihre Heldin sagen. Auf diese Weise beeindruckt auch ihr Roman.

 

Sujet Verlag 2015, 229 S., 19,80 €