Ob »Lieder vom Ende des Kapitalismus«, »Melancholie und Gesellschaft«, »Das Ende der Beschwerde« oder »Lob der Realität«, auf seinen Alben gräbt und sucht Indiepop-Musiker PeterLicht immer in realen Erfahrungswelten und gewinnt Erkenntnisse wie: Gesellschaft ist toll, wenn nur all die Leute nicht wärn. PeterLicht nennt seine Arbeit: »Die Gegenwart anbohren. Sehen was raustropft und daraus was machen, was schön ist.« Auch die Theaterwelt ist von PeterLichts wunderschönen utopischen Soundclustern nicht unberührt geblieben. 

Nach zahlreichen Ausflügen an Bühnen in Berlin, Düsseldorf, Basel, München oder Leipzig, hatte der Dichter und Denker vor zwei Jahren Text und Musik für einen Abend am Schauspiel Köln, damals noch unter der Intendanz von Karin Beier, geschrieben: »Das Sausen der Welt«. Dafür hatte er der Menschheit den globalen Tinnitus abgelauscht und behauptete im Krach die Krise. Inszeniert wurde von der Abend von der Kölner Tanz- und Performancegruppe »See!«. Dahinter verbergen sich die Künstlerinnen Alexandra Dederichs und Esther Struck, die in Köln für Aufmerksamkeit sorgten, als sich ihre Protagonisten in einer Schlaf-Performance auf den Böden von Gericht und Arbeitsamt räkelten und durch Boutiquen tanzten. 

Nach mehren Zusammenarbeiten mit PeterLicht, zuletzt im Rahmen des Dortmunder Festivals »Favoriten«, kündigen See! nun einen euphorischen Chor zum Thema Leerstelle in einer vollgestellten Welt an. Wieder stammt der Text von PeterLicht. Die Musik wurde von Ben Laubers komponiert. Titel der Performance: »Ich bin ein Volumenjoker«. Sänger, Tänzer und Schauspieler wollen sich als Avatare ihrer selbst mit dem Unvollständigen beschäftigten, als Antwort auf eine Konsumwelt, in der Menschen besonders gern zu Gruppen gehören, deren Norm die Individualität ist. Wie Blitzlichter tauchen sie dann auf, um uns den Chor der Kompletten, die gehinderten Erdteile oder die Törichten sehen zu lassen: ungesichert, utopisch, unmittelbar. Diese theatrale Attacke auf unsere Wahrnehmung dürfte eine der herausforderndsten der Spielzeit werden.