Der Kölner Hauptbahnhof - fotografiert von Karl Hugo Schmölz im Jahr 1957

Verstörende Eleganz

Die Architekturfotografien von Karl Hugo Schmölz als »Kühle Form« betrachtet

Diese Bilder sind wie die Bauten, die sie dokumentieren: Licht und klar, dabei von makelloser Präzision, akkurat, in jedem Detail durchdacht, auf uneitle Weise elegant und leicht. Diese Wunsch- und Traumbilder der Architektur der 50er Jahre, die zugleich denkbar exakte Aufnahmen des Gebauten sind, lieferte der Kölner Fotograf Karl Hugo Schmölz (1901–1986) seinen Auftraggebern aus Industrie und Verwaltung zuverlässig. Um Fotokunst ging es Schmölz nicht, wohl aber um äußerst kunstvolle Fotografie. 

 

26 kleinformatige, zwischen 1950 und 1958 entstandene Vintage Prints dieses stilbildenden Architekturfotografen hat die van der Grinten Galerie unter dem Titel »Kühle Form«  zusammengetragen: Flure, Treppen, vor allem aber Türen und Eingangsbereiche sind die Hauptmotive dieser Bilder, die wesentlich auch Lichtbilder sind, denn die Mischung von Kunst- und Tageslicht, die Vermittlung zwischen Innen- und Außenraum übersetzt Schmölz kongenial ins fotografische Bild. Ebenso perfekt erfassen seine Aufnahmen die eingesetzten Materialien. Egal ob es um die spiegelnde Glätte von Wandkacheln, die unterschiedliche Lichtdurchlässigkeit von Glas oder das leicht Raue eines Stoffes geht, stets sind ihre besonderen Qualitäten sichtbar. Selbstverständlich und unspektakulär erscheinen diese sorgfältig komponierten Raumbilder, dabei sind sie zugleich befremdlich, zeigen sie doch eine artifizielle, seltsam beunruhigende Leere, eine eigentümliche Verlassenheit, in der Menschen (noch) keine Spuren hinterlassen haben. Aus diesen Bildern vermeintlich reiner Architektur sind heute vermeintlich reine Lichtbildarchitekturen geworden.

 

Wer mehr Schmölz möchte, dem sei die Ausstellung »Werner Mantz und Hugo Schmölz. Kölner Wohnbauten der 1920er und 1930er Jahre« der SK Stiftung Kultur empfohlen. Sie zeigt Werke des Vaters Hugo Schmölz (1879–1938), auch er einer der renommiertesten Architekturfotografen seiner Zeit, zudem Lehrer seines Sohnes, der die bestens etablierte »Fotowerkstatt Hugo Schmölz« nach dem Tod des Vaters weiterführte. In dieser Ausstellung geht es um die Dokumentation einer ganz anderen Bauaufgabe, den Siedlungsbau der Zwischenkriegszeit, also preiswerten, öffentlich geförderten Wohnraum. Auch hier wird eine fotografische Meisterschaft sichtbar, die Karl Hugo Schmölz in seinen Werken der 50er in eigener, unbedingt sehenswerter Weise fortführte.

 

bis Sa 19.12., Van der Grinten Galerie