Foto: Manfred Wegener

Tschüss Köln

Es begann vor acht Jahren, in billigen Räumen in der Eupener Straße: Michael Zöllner, Christian Ruzicska und Leander Scholz wagten das Experiment einer Verlagsgründung. Das Programm des Tropenverlags war international und bald erstaunlich erfolgreich. Verlagsleiter Zöllner, der selber auch übersetzt, gelangen Neuentdeckungen und die Verbindung von avancierter Literatur und angesagten Büchern der Streetculture und Skaterszene. Mit Christine Angot und Jonathan Lethem eroberte man die Feuilletons und schrieb gute Verkaufszahlen.
Für den Verlag kommt die Geschichte jetzt möglicherweise zu einem guten Ende – für Köln nicht. Der Tropenverlag residiert ab Februar am Prenzlauer Berg in Berlin. Damit folgt Zöllner dem anhaltenden Sog in die Hauptstadt – und nennt als Vorteile eine größere Dichte im Kulturleben, ein produktiveres Umfeld und die Chance auf Entdeckung dort ansässiger Nachwuchsautoren.
Im Kölner-Stadt-Anzeiger-Bericht klang das wie eine Abrechnung mit Köln, aber da habe man weggelassen, sagt Zöllner, was letztlich ausschlaggebend war: neben privaten Gründen die Kündigung der Räume in der Maastrichter Straße. Zwanzig Prozent niedrigere Miet- und Lebenshaltungskosten in Berlin – für Kulturschaffende bedeutet das oft entscheidend mehr Spielraum.