Schwarzlicht

Hat Krimiautor Horst Eckert die NRW-Wahl gewonnen?

Sie, verehrte LeserIn, wissen mehr. Wenn Sie kurz nach dem 22. Mai diese Ausgabe der StadtRevue studieren, ist die Landtagswahl gelaufen – und die Frage »Steinbrück oder Rüttgers?« eine der Vergangenheit. Jetzt, drei Wochen vor der Wahl, am Schreibtisch, verhält sich das natürlich ganz anders. Die Frage, wer die Landtagswahl gewinnen wird, ist allen Unkenrufen zum Trotz nur mit Prophetie zu beantworten. Wer klug ist, hüllt seine Prognosen in die Rauchwolken der Spekulation, um sich nicht vorschnell die Finger zu
verbrennen – das dürfen eben nur Krimiautoren. Und einer riskierte es.
Der Düsseldorfer Kriminalschriftsteller Horst Eckert lässt am Ende seines neuen Polizeiromans, der bezeichnenderweise den heißen Titel »617 Grad Celsius« trägt, die CDU die Landtagswahl gewinnen, zumindest lassen das die ersten Prognosen vermuten. Dieser Schlüsselroman erschien im April, gut getimt zum Landtagswahlkampf, und prompt kam es zu großer Aufregung im Westen: »...das Kalkül auf eine Klage? Auflage durch Aufregung?« – titelte zum Beispiel die NRZ, woraufhin Autor und Verlag sich veranlasst sahen, ihre Hände in Unschuld zu waschen: Eckerts Roman begreife sich nicht als Beitrag zum Wahlkampf, sondern als spannende Unterhaltung, die über die NRW-Wahl hinausweise.
Bleibt nur die Frage, ob Horst Eckert sich als kriminalistische Speerspitze der bürgerlichen Revolution begreift – oder bloß als Korruptions- und Klüngelkritiker, und damit in NRW eben eher einer der SPD. Für beide Lesarten finden sich im Buch jede Menge Indizien. Und Sie als Leser haben das Glück, all den Wahlquark schon hinter sich zu haben – und können ja mal überprüfen, ob Eckerts Roman jenseits der Tagespolitik tatsächlich weiter brennt oder in der Hitze des Sommers einfach verglüht.


Horst Eckert: 617 Grad Celsius. Grafit Verlag, Dortmund 2005, 320 S., 9,50 Euro.