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Bundesliga zum Bolzplatzpreis

Die Stadt Köln subventioniert den FC und niemanden interessiert’s

 

»1. FC Köln zeigt Größe« — so hieß es im August im Kölner Express. Der Bundesligaverein hatte auf die Jugendbeihilfe in Höhe von 180.000 Euro verzichtet, mit der die Stadt die ehrenamtliche Jugendarbeit von Sportvereinen unterstützt. Aber so edel, wie es Boulevard und Presseabteilung des FC unisono verkünden, ist das Motiv dafür nicht. Der FC erhält im Tausch etwas ungleich Wertvolleres. Er muss keine Platzmiete für die Fußballfelder auf seinem zehn Hektar großen Trainingsgelände in Lindenthal zahlen. Im Moment sind dort neun Trainingsplätze sowie das Geißbockheim untergebracht, für letzteres zahlt der Verein eine Grundstücksmiete von 0,13 Cent pro Quadratmeter im Jahr. Das haben Sie nicht gewusst? Ich auch nicht. Erst eine Anfrage der Linkspartei im Sportausschuss hat die Verwaltung dazu gebracht, die Zahlen zu veröffentlichen.

 

Ziemlich wenig Miete für ziemlich viel Rasengrün — es ist aber nur die Spitze der verdeckten Subventionen der Stadt Köln an den 1. Fußball-Club Köln. Die Stadt hat dem Verein die Namensrechte am Stadion in Müngersdorf abgetreten. Die Rheinenergie, die zu 90 Prozent der Stadt gehört, zahlt dem Fußballverein rund drei Millionen Euro für den Namen des Stadions, in dem auch Konzerte und private Feiern stattfinden. Für den FC ist dies ein guter Deal. Er konnte das vergangene Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 5,5 Millionen Euro abschließen.

 

All das spielte keine Rolle, als der Stadtentwicklungsausschuss im Dezember grünes Licht für eine Erweiterung des FC-Trainingsgeländes gab, im Gegenteil. Die Ausschussmitglieder waren bereits glücklich darüber, dass der FC nicht einfach gebaut hat, sondern den Weg durch die Gremien gegangen ist, wie es nunmal den Gesetzen entspricht. So schwächt die Politik ihre Verhandlungsposition ohne Not. Ein beliebiges Kulturprojekt muss selbst für eine bloß vierstellige Fördersumme einen Antrag samt Finanzierungsplan und Projektskizze abgeben. Sobald jedoch genügend Menschen mobilisiert werden, versteht es sich in Köln scheinbar von selbst, dass die Öffentliche Hand Fehlbeträge übernimmt oder wie im Fall des 1. FC Köln privatwirtschaftliche Gewinne erst möglich macht. Warum wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Liegt es am vermeintlichen Imagegewinn, den der sportlich bestenfalls mittelmäßige FC der Stadt beschert? Tatsächlich wäre eine breite Debatte über das finanzielle Engagement der Stadt Köln wünschenswert, besonders im Hinblick auf einen zukünftigen Stadionausbau. Aber dafür müsste die Stadt erst mal transparent machen, wie sie über ihre zahlreichen Tochterfirmen den FC fördert. Die Chancen dafür sind gering. Immerhin konnte sie die Anfrage der Linkspartei von einer Sitzung auf die nächste beantworten. Bei einer ähnlich gelagerten Anfrage zur finanziellen Unterstützung des Karnevals hat die Antwort zwei Jahre auf sich warten lassen.

 


Christian Werthschulte ist Politik-Redakteur der StadtRevue. Sein erster Stadionbesuch war in Köln. 25 Jahre später findet er Fußball langweilig, kann aber immer noch stundenlang über die Abseitsregel dozieren.