Pieter Hugo

Einen kleinen Ausschnitt aus dem Werk des südafrikanischen Fotografen Pieter Hugo hat Priska Pasquer bereits in ihren alten Galerieräumen gezeigt. Nun bietet sich im großzügigen neuen Ambiente die Chance, die in den Jahren 2006 bis 2013 entstandene umfangreiche Serie »Kin« als museale Show im gleichen Umfang wie in der Pariser Fondation Cartier-Bresson zu präsentieren. Gelobt seien die Kölner Galerien für die Qualitätssicherung der Fotoszene!
»Kin« setzt sich aus Einzel- und Gruppenportraits zusammen, wie der Titel — der sich mit »Sippe« be­­ziehungsweise »Verwandtschaft« über­setzen lässt — andeutet, um­­fasst aber auch Landschaften, oder Stillleben, die ein facettenreiches und oft deprimierendes Bild einer zerrissenen Gesellschaft ergeben.

 

Bei den beiden zärtlichen Bildern, die Hugo mit seiner neugeborenen Tochter und mit seinem kleinen Sohn zeigen, verraten die Namen, wer dargestellt ist, und auch seine beeindruckende Großmutter und die nicht minder souverän wirkende Meriam »Mary« Tlali, die ihr ganzes Leben als deren Dienstmädchen gearbeitet hat, strahlen Kraft und Ruhe aus. Viele Portraits zeigen allerdings Menschen, die offenbar in prekären Verhältnissen leben, darunter Weiße, von Alkohol und Enttäuschung gezeichnet.

 

Bestimmte Bilder müssen zusammen betrachtet werden, etwa jene vom Township ­»Diepsloot« und der »Gated Community« Dainfern in Johannesburg. Dainfern wird in Broschüren als »Paradies« angepriesen, es liegt im Nordosten Johannesburgs, nur wenige Kilometer von dem Elend in Diepsloot entfernt, umringt von Stahlpalisaden und Mauern mit Stromleitungen und von zahlreichen Wächtern und Kameras bewacht.

 

Hat seine klarsichtige Recherche danach wie und ob dieses Land ihm und seiner Familie Heimat bleiben kann, seine Sicht auf das Land verändert? Hugo schreibt mir: »Ich betrachte Kapstadt als meine Heimat. Ich bin mir über die existierenden Widersprüche völlig im Klaren. Dass ein Ort, der mir alles gegeben hat, auch alles nehmen kann. Ich denke oft darüber nach, wegzugehen. Aber wohin? Und warum? Ich bin durch die Gesellschaft und meine Geschichte definiert.«