Gebäude nach oben offen, Lohnniveau nicht: DuMont-Haus in Niehl | Foto: Manfred Wegener

Anpassung nach unten

Die DuMont Mediengruppe bietet Pauschalisten Stellen zu Dumpinglöhnen an

 

Für den Chef eines großen Medienhauses ist es ein bemerkenswerter Satz: »Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht«, empfahl der Vorstandsvorsitzende der DuMont Mediengruppe Christoph Bauer den Beschäftigten im Januar auf einer Mitarbeiterveranstaltung. Offenbar mag das Management kritische Berichterstattung über das eigene Haus nicht.

 

Wie die ganze Branche befindet sich das Unternehmen im Umbau. Zu Jahresbeginn hat die DuMont Mediengruppe den Berliner Verlag und die Hamburger Morgenpost komplett übernommen, an denen bislang der Kölner Heinen-Verlag eine Minderheitenbeteiligung besaß. Der Berliner Verlag ist defizitär. Medienberichten zufolge soll er 2015 rund acht Millionen Euro Verlust gemacht haben — drei Millionen für den Heinen-Verlag. Das dürfte aber nicht der einzige Grund für den Ausstieg sein. Zwischen dem Heinen-Verlag und DuMont soll ein Streit schwelen, bei dem es auch um die Zukunft der Anzeigenblätter geht, die die Verlage in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammengelegt haben. Durch die Übernahme der Heinen-Anteile hat DuMont in Berlin freie Hand. Herausgeber -Helmut Heinen war bei den Beschäftigten dort hoch angesehen, weil er sich gegen Stellenabbau in der Redaktion ausgesprochen hatte.

 

Auch am Standort Köln tut sich einiges. Hier hat DuMont gerade die Tochter »DuMont Rheinland 24 GmbH« ins Leben gerufen. »In der Gesellschaft bündeln wir die redaktionellen Digitalaktivitäten unserer rheinischen Tageszeitungstitel«, teilt das Haus mit. Das führe zu einer »Anpassung der Personalkapazitäten nach oben«. Die neue Tochtergesellschaft ist tariffrei, die Beschäftigten werden schlechter bezahlt als die Stammbelegschaft. Zu Details will sich das Unternehmen nicht äußern.

 

Den Selbstständigen, die im Online-Bereich arbeiten, und den freien Journalisten aus anderen Redaktionen hat der Verlag eine Festanstellung angeboten — allerdings zu schlechten Bedingungen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es gegen den Verlag Ermittlungen wegen des Verdachts der Beschäftigung Scheinselbstständiger. »Ein Abschluss ist noch nicht in Sicht«, teilt die Kölner Staatsanwaltschaft mit. Laut Gewerkschaft sind mehr als 150 freie Mitarbeiter am Kölner Standort möglicherweise scheinselbstständig, weil sie nach eigenen Angaben die gleiche Tätigkeit ausüben wie festangestellte Redakteure. Für die Freien zahlt der Verlag aber keine Sozialabgaben. »Die Angebote sind eine Reaktion auf die staatsanwaltlichen Ermittlungen«, ist Stephan Otten von Verdi überzeugt.

 

Zuerst hat der Verlag versucht, die Mitarbeiter mit Dumpinglöhnen abzuspeisen, die zwanzig bis dreißig Prozent unter den bisherigen Honoraren liegen sollten. Einem Journalisten wurde ein Vertrag für 1800 Euro brutto monatlich angeboten. Ein berufserfahrener tarifgebundener Tageszeitungsredakteur verdient mehr als das Doppelte. Nachdem sich die freien Mitarbeiter gewehrt und die Dumping-Löhne veröffentlichten, habe der Verlag nachgebessert, berichtet ein Journalist. »Doch auch neue Angebote bedeuten für die Betroffenen noch immer eine Verschlechterung«, sagt er.