Der Beziehungsweise

Uri Aran eröffnet sein großes Spiel im Kölnischen Kunstverein

Ein gänzlich Unbekannter ist Uri Aran hier nicht. 2011 und 2013 waren bereits Filme des 1977 in Israel geborenen, lange schon in New York lebenden Künstlers im Kölnischen Kunstverein zu sehen. Eindrucksvoll ist die Liste seiner Ausstellungen, durchsetzungsfreudige Galerien vertreten ihn, umso erstaunlicher, dass die Kölner Präsentation seine erste große Schau in Deutschland ist.

 

Ein zentrales Stück der Ausstellung ist ein gigantischer Spieltisch. Wie ein minimalistischer Riesensarkophag verbindet er alle Bereiche des dreigeteilten Hauptraums. In seine Oberseite sind zahlreiche halbkugelförmige Vertiefungen eingelassen. Dort liegt allerlei Kugelförmiges, das als Spielstein eines möglichen Spiels bewegt werden kann. Regeln gibt es nicht, aber etwas wird sich schon ergeben, wenn Besucher miteinander und mit diesen Dingen agieren.
Sich verwickeln zu lassen in bewegliche Konstellationen, diesen nachzugehen, ist ein Strang des vielgestaltigen Werks von Aran. Ein anderer zeigt sich in einer großen Projektion: Ein kurzer Film, der so tut, als wäre er der Vorspann für längeren. Hemmungslos emotionalisierende Zutaten (ein Junge und ein fröhliches Pferd am Strand, dazu ein Regenbogen, Musik), als Endlosschleife vorgeführt, aktivieren ein breites Reaktionsspektrum zwischen Sentiment und genervtem Überdruss.

 

Schon diesen beiden Arbeiten zeigen, dass es Uri Aran um Bewegungsmöglichkeiten und Spielräume, Verbindungen, Muster, Gefühl und Verstand geht. Denkbar vielfältig sind seine medialen Möglichkeiten: Sound, Film, Zeichnung, Malerei, plastisches Objekt und Installation, alles wird aufgeboten und kombiniert, um jene spezielle dichte Atmosphäre aus Sentiment, Leichthändigem, Rätselhaftem, Alltagszeug und Sonderzeichen zu erzeugen, die seine raumfüllende Auftritte auszeichnet.

 

Erfunden hat er diese akkumulierende Arbeitsweise nicht. Er gehört zur Erbengeneration Dieter Roths, auch der erfinderisch-bewegliche Fluxusgeist weht kräftig. Aber Uri Aran geht eigensinnig damit um, konzentriert und zugleich locker, subjektiv aber doch zugänglich sind seine Versuchsanordnungen. »How to make sense of things« lautet eine der Leitfragen des Künstlers, der das Warten auf Zusammenhänge und Beziehungen zwischen Bildern, Dingen und Zeichen als einen entscheidenden Aspekt seines Arbeitens beschreibt. Paradoxerweise resultiert daraus erfreulich Unerwartetes.