X, Y, Z

Das crossmediale Projekt traumA versucht

sich in generationaler Aufarbeitung

Generation, das ist ein dehnbarer Begriff, was ihn zusammenhält, ist der biologische Hinweis auf einen Geburtenjahrgang. Denn wer das Alter teilt, so meint man, der teilt auch die Prägung. Regisseur und Gründer des A.TONAL-Ensembles Jörg Fürst greift diese Idee — was die Kultur in lang ist, ist die Generation in der Kurzform — in seinem crossmedialen Stück »traumA« auf. In Kooperation mit dem Mülheimer Theater an der Ruhr, der VolXbühne und der Alten Feuerwache berichten vierzehn »Experten des Alters und der Jugend« und drei Schauspieler von ihren Lebensentwürfen, Träumen und Traumata. Problematisch ist daran einiges.

 

Zum Beispiel die Tatsache, dass ein transgenerationales Theaterprojekt nicht dadurch entsteht, dass man dreizehn VertreterInnen der Nachkriegsgeneration, ein einziges junges Mädchen gegenüberstellt. 15 ist sie und ein bisschen zu faltenfrei wirkt ihr Monolog, in dem alle Widersprüche und Ungleichheiten nivelliert zu sein scheinen — kurz: in dem eine ganze Generation auf einen Nenner gebracht werden soll.

 

Doch eben das ist die Schwierigkeit, die entsteht, wenn Generation nicht als Alterskohorte verstanden, sondern zur Erfahrungsgemeinschaft stilisiert wird. Es müssen Erinnerungen gefunden werden, die sich zum kollektiven Generationsbewusstsein konstruieren lassen. In »traumA« hat dies zur Folge, dass auch die Narrative der alternden Protagonisten häufig zur bloßen Meinungsbekundung eines linksliberalen Mainstreams verblassen: die Verklärung der eigenen, längst vergangenen Jugend als durch und durch emanzipatorisch und die Empörung über die Rückbesinnung zur Bürgerlichkeit.

 

Gerechtfertigt wird der mahnende Zeigefinger mit der Verwobenheit der Generationen — oder wie Freud es sagte: der Gefühlserbschaft. Eltern geben Erfahrungen ihrer Biografien an die Kinder weiter, prominentes Beispiel ist vor allem die Tradierung deutscher Kriegstraumata an nachfolgende Generationen.

 

Auch auf der Bühne wird dieses Phänomen thematisiert, als Erinnerung an verbotene Fragen in der Kindheit, als Schweigen der Eltern. Überspannt ist der Bogen jedoch, als die Bühne drei Männern überlassen wird, um in allen Details die Vergewaltigung eines Mädchens durch russische Soldaten zu schildern. Am 13. März, wenn das Projekt zu einem Happening in der Alten Feuerwache einlädt, werden all diese Dinge hoffentlich diskutiert werden.