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Die Ausstellung Pina Bausch und das Tanztheater rekonstruiert eine Legende

»Sie sind alle Perlen«, so die Liebeserklärung der großen Choreografin Pina Bausch an ihre Tänzer in der Rede anlässlich des 2007 ihr verliehenen Kyoto-Preises. Wie sehr die vor sieben Jahren mit 69 verstorbenen Tänzerin jede einzelne dieser »Perlen« in umwerfenden Choreografien zur Geltung brachte, veranschaulicht eindrücklich die Ausstellung »Pina Bausch und das Tanztheater« in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn.

 

Gleich im Eingangsbereich wird der Besucher von einer wandgreifenden Projektion eingenommen. Sie zeigt die ganz in sich versunken tanzende Pina Bausch, während die meist melancholische Musik ihrer Choreografien zu hören ist. Der so Eingestimmte mag sich anschließend treiben lassen — durch die gemäß der legendären Kyoto-Rede in sechs Bereiche collagenhaft konzipierte Ausstellung. Eine reiche Materialsammlung veranschaulicht Leben und Werk der Künstlerin; Vitrinen und Fotowände mit Szenenaufnahmen und Mitschnitte auf Montitoren wie Flatscreens illustrieren die beeindruckenden Bühnenbilder sowie viele der Produktionen und internationalen Koproduktionen.

 

Ein Höhepunkt der gemeinsam mit der Pina Bausch Foundation gestalteten und im dokumentarischen Segment mitunter etwas an Schulpinnwände erinnernden Präsentation ist die großflächige Vorführung von parallelen Aufführungsszenen verschiedener Epochen samt Musik. Sie macht die enorme Innovation von Bauschs Choreografie sinnlich erfahrbar — so in der Bedeutung des zum Tanz gesprochenen Wortes, in der mimisch-gestischen Tragikomik und den bis zur Absurdität gehenden Wiederholungen, nicht zuletzt in der Präsenz von Natur.
Eine weitere Pointe der Bonner Schau ist der originalgetreue Nachbau des Proberaums »Lichtburg« aus dem 50er-Jahre-Kino in Wuppertal, wo Pina Bausch den Großteil ihrer fünfzig Choreografien unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemeinsam mit ihren Tänzern entwickelte. Dort darf sich der Tanzaficcionado Vorträge und Talks anhören oder sich gar unter professioneller Anleitung einmal wie eine von Pinas »Perlen« fühlen. Sogar das Kunst­hallenteam (s. Video auf der Homepage). Wen dazu noch die politische Historie des modernen und zeitgenössischen Tanzes interessiert, der sollte sich unbedingt im Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchiv Köln die kleine, aber feine Ausstellung »Das Echo der Utopien. Tanz und Politik« (bis 14.8.) anschauen.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn, Di+Mi 10–21, Do–So 10–19 Uhr, bis 24.7.