Foto: Manfred Wegener

Von Nachbarn und »Hofjuden«

Im Jahr 1932 wurde zur bemerkenswerten Nachricht, was vorher eine Selbstverständlichkeit war: Eine katholische Einrichtung in Köln hatte einem jüdischen Verein einen Saal zur Verfügung gestellt. Das Verhältnis von Kölner Juden und Nichtjuden hatte sich peu à peu verändert. Nicola Wenge, Mitarbeiterin des NS-Dokumentations- zentrums, beschreibt in ihrem Beitrag für das Buch »Jüdisches Leben im Rheinland – vom Mittelalter bis zur Gegenwart« anschaulich die Dynamik der Alltagsbeziehungen: Nachbarschaft, Vereinsleben, Ehe und Familie.
Das Buch, eine Publikation des Landschaftsverbandes Rheinland, versammelt ein Dutzend wissenschaftlicher, gut lesbarer Beiträge – inklusive einer hilfreichen Zeittafel. Die Texte fokussieren jeweils einen Aspekt und Zeitabschnitt und fächern so den allgemein gehaltenen Titel detailreich auf: Man erfährt etwas über die »Hofjuden«, die sich in den Dienst der rheinischen Territorialherren stellten, oder über die Pogrome am Niederrhein, die in engem zeitlichen Kontext zur Schlacht von Worringen standen – ausgelöst durch einen angeblichen jüdischen Ritualmord an einem christlichen Jungen. Ein informativer und spannender Sammelband.

Info
Monika Grübel/Georg Mölich (Hg.):
Jüdisches Leben im Rheinland.
Vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Böhlau Verlag, Köln 2005, 315 S., 22,90 €