Endlich was gestalten?

Kulturdezernent Quander hat entschieden: Schauspielintendant Günther muss 2007 gehen

Wenige Tage nachdem der bundesweit gefragte Regisseur Armin Petras mit seiner Inszenierung von Ibsens »Wildente« (siehe Kritik) Marc Günther einen seiner wenigen Erfolge als Intendant des Kölner Schauspiels bescherte, kam das Aus. Der neue Kulturdezernent der Stadt, Georg Quander, hat beschlossen, Günthers Vertrag über 2007 hinaus nicht zu verlängern. Sein Kollege in der Geschäftsführung hingegen, Peter F. Raddatz, dessen aktueller Vertrag ebenfalls ausläuft, darf bleiben.

Stringenz, Kontinuität und Geltung blieben aus

Der Ruf nach mehr Profil, klarer inhaltlicher Stringenz, Kontinuität und überregionaler Geltung des Kölner Schauspiels wurde seit Günthers Antritt vor drei Jahren immer lauter. Keine dieser Forderungen hat der Intendant in nennenswertem Maß realisiert, deshalb ist die Entscheidung völlig korrekt.
Quanders Begründung stößt vor allem in das Repräsentationshorn. Man erwarte sich »mehr Ausstrahlung von den Bühnen aus Köln heraus in die Republik und den deutschsprachigen Theaterraum hinein.« Um das zu erreichen, will Quander ab 2007 einen »selbstgestaltenden Regisseur als künstlerischen Leiter« des Schauspiels installieren, sprich: einen regieführenden Intendanten. Das ist Marc Günther, gottlob selten, auch. Man wolle »nicht nur Regisseure einladen, die in der ganzen Republik reüssieren« – wie Günther das tatsächlich und allzu vordergründig getan hat, um wenigstens ab und zu ins überregionale Feuilleton zu kommen. Vielmehr soll endlich ein originäres Kölner Profil entwickelt werden, »eine Handschrift, die man eben nicht aller Orten sonst auch sehen kann.«

Dezernent trifft die Entscheidung alleine

Es gibt allerdings keinen Grund und auch keine aktuellen Beispiele, weshalb das mit einem regieführendem Intendanten besser gelingen sollte als mit einem, der sich auf Inhalte und Management beschränkt. Mit Vertretern wie Peymann oder Castorf ist ersterer vielmehr ein Auslaufmodell. Schließlich werden patriarchale Strukturen selbst im Stadttheater irgendwann anachronistisch. Es wird insofern alleine die konkret berufene Person darüber entscheiden, welche inhaltliche und ästhetische Ausrichtung in Köln zukünftig den Ton angeben wird. Seine Entscheidung will der Dezernent übrigens ohne Findungskommission treffen.

Hoffnung auf mehr Relevanz

Könnte vielleicht jemand wie der genialische Christoph Marthaler, derzeit ohne Intendanz, ein Mann für Köln sein? Nur mal so als Hausnummer? Quander: »Ich beteilige mich nicht an name dropping«. Aber Armin Petras gegenwartskritische Deutung von Ibsens »Wildente« habe immerhin für Diskussionen gesorgt, da stehe er nicht auf der Seite der lokalen Kritik. Offenkundig eine Distanzierung vom Kölner Stadt-Anzeiger, dessen Kritik sich wie üblich wenig empfänglich für dezidiert politisches Theater zeigte. Nimmt man die bisherigen, eher konservativen Äußerungen des Dezernenten, lässt dieser Hinweis die Hoffnung auf mehr Relevanz zu. Wenigstens das.