Kasper König erzählt

Man kann nicht sagen, dass dieser Mann in seinem Leben zu wenig Beachtung bekommen hätte. Oder ein medienscheues Reh wäre. Ob er Ausstellungsprojekte erfindet, als »Koryphäe« den Kunstbetrieb kommentiert oder in Anke Engelkes Talkshow die Petersburger Manifesta erklärt: König findet Aufmerksamkeit. »Einer der einflussreichsten Ausstellungsmacher weltweit«, diese Floskel hat sich eingebürgert wie das Image: Querdenker, Strippenzieher, Schnodderschnauze, Tausendsassa. 

 

Was will man eigentlich noch wissen über und von Kasper König? Sein Geheimnis natürlich. Dem wa-ren bereits etliche Bücher auf der Spur, jetzt also: »BEST KUNST — Das Leben von Kasper König in 15 Ausstellungen«. Ein kleines, schön gestaltetes, höchst vergnügliches Büchlein, erschienen im Kölner Verlag strzelecki books, eine Art »Volksausgabe« für schlappe 9 Euro 80. Dafür bekommt man nahezu ungefilterten König-Sound (»In Belgien bin ich weltberühmt«) — Erinnerungen, Anekdoten, Erkenntnisse, halbe Gedanken, Weisheiten.

 

Unter den 15 fein gewählten Ausstellungen Meilensteine wie »Westkunst« (1981) und Skulptur Projekte Münster (1977), aufschlussreicher sind die frühen und seltsamen Projekte. Sein allererstes 1965 in Köln, im Keller von Galerist Zwirner: Hier stellt der 22-Jährige »WAB« aus, ein paar hundert um die Pointe gekürzte, sorgsam gerahmte Herrenwitz-Zettel aus Raststättenklo-Seifen-Automaten. Inspiration:
Cy Twombly, Lektion: Die Kunst ist was man wie (wo) präsentiert. König lernt schnell, trifft die richtigen Leute, reist. Tobt sich aus in kollektiven Kunst- und Lebensformen (»Ich selber war übrigens nie Hippie, stattdessen war ich immer irgendwie asynchron«). Und immer ist er schon weiter, voraus, in Bewegung.

 

So geht es bis zur Manifesta 2014. Jede Station verrät etwas über die einzigartige Karriere des Autodidakten König, darüber, wie viel sie mit »Haltung« zu tun hat. »In jedem Zusammenhang gilt: Nutze die Gelegenheit und halte die Sache angstfrei und offen.« Sie steckt in solchen Sätzen. Unabhängig Denken, Erwartungen enttäuschen, sich nie vereinnahmen lassen. Nur die Königsformel, die ist unsere Fantasie.

 

Jörg Streichert & Carmen Strzelecki (Hg.): BEST KUNST. Das Leben von Kasper König in 15 Ausstellungen, strzelecki books, Köln 2016, 68 S., 16 Abb., 9,80?€. Jedem zehnten Buch liegt eine von König angefertigte Post-kartencollage bei.

BEST KUNST Party: 8.7., 21 Uhr, Quäker Nachbarschaftsheim, Kreutzerstr. 5–9

Ebenfalls neu erschienen: Florian Waldvogel: König. Aspekte des Kuratorischen am Beispiel der Praxis von Kasper König, München 2016, 416 S., 57 Abb., 28 €.