Foto: Manfred Wegener

Marx & Engels Burger

Am Ring hat eine neue Burgerbraterei eröffnet. Das Fleisch ist gut, die Burgerrevolution steht aber dennoch nicht vor der Tür

 

Wie die Philosophie im Burger ihre materiellen, so findet der Burger in der Philosophie seine geistigen Waffen, und erst wenn der Blitz des Gedan­kens gründlich in die Speisekarte eingeschlagen ist, kann sich die Emanzipation des Burgers zum kulinarischen Genuss vollziehen. Die Philosophen haben den Burger nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, ihn zu verändern. In diesem Sinne wird hier eine reiche Auswahl an Burgern aus biologischem Landbau und selbst kreierten Dips geboten, die »Das Kapital«, die Speisekarte, mit Ausblick auf das »Reich der Freiheit«, das dort beginnt, »wo Arbeit aufhört«, verkündet.

 

Wenn nicht gerade die EM übertragen wird, könnten wir uns in dem geräumigen Ambiente auch revolutionäre Massenversammlungen vorstellen. Besonders hervorzuheben ist die Namensgebung der Burgerkreationen, bei der an Frauen wie Jenny oder ­Eleanor im Umfeld der beiden Männer gedacht wird.

 

Der Klassiker »Marx« ist vorzüglich, das Fleisch stilecht medium und der dazu gereichte »Marx«-Dip würzig und nicht zu süß. Außer selbstgemachten Pommes aus ungeschälten Kartoffeln werden auch knusprige Süßkartoffel-Fritten gereicht. Nur die vegane Begleitung findet den Fleischersatz etwas zu fad. Aber im antagonistischen Burgerkrieg gegen King und Donald bemüht sich Marx & Engels-Burger, die versteinerten Verhältnisse der entfremdeten Burgerkultur – gerade am Ring — zum Tanzen zu bringen, indem er ihnen ihre eigene Melodie vorsingt. So wie sich das Bedürfnis der Massen erst mit der gesteigerten kulinarischen Produktivkraft entwickeln kann, so wird der Traum vom besseren Burger die Burgerrevolution vorantreiben.

 

Innenstadt, Hohenzollernring 21–23
Tel. 16 94 82 99
Ö: 11–1, So 11–24
marxundengels.de