Handschmeichler für Riesen

Rolandseck würdigt die große britischeBildhauerin Barbara Hepworth

Fünfzig Jahre lang war in Deutschland keine monographische Ausstellung der Bildhauerin Barbara Hepworth zu sehen. Die Präsentation in Rolandseck, Hausmuseum ihrer geschätzten Kollegen Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp, zeigt nun sehr differenziert, wie eigenständig und zugleich gut vernetzt die britische Künstlerin war. Als Dreingabe spiegelt das Museumsgebäude von Richard Meier Hepworth’ Interesse am Zusammenspiel von Skulptur, Architektur und Natur: Bereits in den 30er Jahren fertigte die selbstbewusste, 1903 geborene Künstlerin Montagen an, in denen sie ihre Skulpturen in modernistische Gebäude oder Gartenanlagen hinein collagierte und ihnen dadurch jene monumentale Wirkung verlieh, die den meist kleinformatigen Arbeiten nur in der Vorstellung zukam.

 

Lange Zeit wurde der Mythos gepflegt, wie stark Hepworth’ Werke von der südenglischen Landschaft, in der sie viele Jahre gearbeitet hat, beeinflusst waren. Deutlich wird das etwa in dem sehenswerten Film »Figures in a Landscape« aus dem Jahr 1953, der zusammen mit dem akribischen Storyboard von Hepworth gezeigt wird, eines der zahlreichen Archivmaterialien, die den Zugang zu ihrem Werk erleichtern. Hier schreibt sie auch, dass die Natur zwar die Materialien forme, die Bildhauerin aber schärfer schnitze. Früh löst sie sich von figürlichen Darstellungen und konzentriert sich nach anfänglichen Arbeiten in Stein und Marmor vor allem auf Holz. In Rolandseck sind viele der empfindlichen Holzarbeiten als Leihgaben zu sehen, auch jene aus den 50er Jahren, als sie über eine Lieferung aus Afrika in helle Begeisterung geriet: »Die Stämme waren die größten und edelsten, die ich je gesehen hatte.« Entstanden sind bis zu einem Meter große Formen mit Auskehlungen und Höhlungen, in denen manchmal Schnüre gespannt sind, so dass sie an Musikinstrumente erinnern. 

 

Einige von Hepworth’ Skulpturen sind tatsächlich als große Bronzegüsse realisiert worden, und das fand sie mehr als angemessen. Bei allem Respekt vor Künstlerfreunden wie Henry Moore, dem im nächsten Jahr eine große Ausstellung in Rolandseck gewidmet wird, war sie durchaus der Meinung, mit ihren kleinformatigen Arbeiten etwa auf der Documenta 1959 unterrepräsentiert zu sein. Ihre kaum zwölf Zentimeter hohe Figur aus Eisenstein, »Mother and child« aus dem Jahr 1934, hat allerdings mindestens soviel Kraft wie die amorphen Riesenformen ihres Studienkollegen.

 

»Barbara Hepworth — Sculpture for a Modern World«, arp museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, 53424 Remagen, Di–So und feiertags 11–18 Uhr, bis 28.8.