»Schwindelgefühl« von Colette Bahna

Der eine polemisiert gegen Gott, der andere schildert seinen Kampf gegen Islamisten, die dritte beschreibt die Zweideutigkeiten des Alltags in ihrer Heimat Syrien. Jalal Alahmady aus dem Jemen, Mahmudul Haque Munshi aus Bangladesch und Colette Bahna aus Syrien können all dies in ihrer Heimat nur gegen Widerstände veröffentlichen. Deshalb sind sie zur Zeit in Deutschland, um in Ruhe schreiben zu können. Wir freuen uns sehr, dass wir ihre Texte in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Böll-Haus in Langenbroich, der Heinrich-Böll-Stiftung und dem interkulturellen Literaturcafé fremdwOrte im Literaturhaus Köln in der StadtRevue veröffentlichen können.

Ich liebte ihn sehr, den gutaussehenden jungen Mann, der Oud spielte und unter dem Dach des vierten Hauses im Blumenviertel lebte. Er aber liebte eine andere Frau, die war schlank und hatte blondes Haar und kam aus dem nördlichen Viertel.

 

Die schlanke Blonde war schon seit langer Zeit in den Nachbarssohn verliebt, der seine Cousine liebte, die in einer großen Firma arbeitete und davon träumte, ihren Arbeitskollegen zu heiraten, einen ambitionierten jungen Mann vom Rechnungsbüro. Dieser war in die hübsche Tochter des Fabrikbesitzers verliebt, die den Sohn eines anderen Fabrikbesitzers liebte, der seit zwei Jahren einer süßen Lehrerin verfallen war, die seinem kleinen Bruder Englischunterricht gab und die nie seine Anspielungen bemerkte, weil ihr Herz von der Liebe zu ihrem eleganten Kollegen eingenommen war, dem Geschichtslehrer, der in eine reizende junge Frau mit langem schwarzen Haar verliebt war, die jeden Morgen mit ihm zum Autobus eilte, die Bank mit ihm teilte und von ihrem Platz aus den großen dunklen jungen Mann beobachtete, in den sie schrecklich verliebt war und der, gewöhnlich vorne sitzend, hastig die Zeitung durchblätterte und dann den Bus an der siebten Haltestelle verließ, die zu einer Seitenstraße führte, wo mitten auf dem rechten Gehweg immer eine glückliche Bäuerin stand und Pfefferminze verkaufte. Und er liebte sie und ihre Pfefferminze wie verrückt. 

 

Mitten auf dem rechten Gehweg, das war für die glückliche Bäuerin strategisch der geeignete Ort, um den gegenüberliegenden Blumenladen zu beobachten. dessen braungebrannten Besitzer sie leidenschaftlich liebte und sie schnitt die gesamte Pfefferminze in ihrem glücklichen Dorf, um ihm näher zu sein. 

 

Der braungebrannte Blumenverkäufer war derselbe, der mich wie wahnsinnig liebte und der jede Gelegenheit wahrnahm, mich zu grüßen und mir eine wunderschöne rote Rose zu überreichen, ohne zu wissen. dass ich diese überglücklich annahm, um sie eilends demjenigen zu geben, den ich sehr liebte, den gutaussehenden jungen Mann, der die Oud spielte und der unter dem Dach des vierten Hauses im Blumenviertel lebte und der von mir die wunderschöne rote Rose annahm und damit zu der Frau eilte, die er liebte, die schlanke Blondhaarige aus dem nördlichen Viertel, die ungeduldig auf den Abend wartete, um die Rose dem Sohn des Nachbarn zuzuwerfen, der sie auffing und sich beeilte, sie, bevor sie ihre Blätter verlor, seiner Cousine zu überreichen, die er liebte und die in einer großen Firma arbeiteie und ungeduldig auf den Morgen wartete, um die Rose zu nehmen und sie dem Arbeitskollegen zu geben, der die ..., der ..., die ...

 

Aus dem Arabischen von Fouad Asfour

 

 

 

Colette Bahna, geboren 1961, stammt aus Damaskus. Sie ist Schriftstellerin, Journalistin und Szenaristin. Seit 1984 hat sie drei Sammlungen mit Kurzgeschichten verfasst, die bedeutende syrische Literaturpreise gewonnen haben und international übersetzt worden sind. Sie hat mehrere Film-, Theater- und Fernsehskripte verfasst und arbeitet als Journalistin für internationale Medien wie AP, DPA oder France Press.