Prinzen aus goldenen Klorollen

Beim 1. Kölner Puppetery Slam geben sich Puppen auf die Zwölf

Dass Figurentheater mehr als nur Kasper ist, weiß der Kölner Theatergänger spätestens seit Puppenspieler Moritz Sostmann am Schauspiel Regie führt. Aber auch das Kölner Künstler Theater ist ein Haus, das sich um die unterrepräsentierte Sparte bemüht. Regelmäßig holt das Theater Stars und neue Formate dieser kleinen aber interessanten Szene in die Stadt.

 

Jetzt war Kölns 1. Puppetry Slam zu sehen. Fünf Künstler treten mit Puppen gegeneinander an. Einzige Regel: Die vorgetragenen Stücke müssen selbstverfasst und in Eigenregie erarbeitet worden sein. Am Ende entscheidet das Publikum. Moderiert wurde der Abend von Vera Passy vom Springmaustheater und dem Frosch Dr. Teichmann — bespielt von Theaterleiter Georg zum Kley. 

 

Den Anfang macht das klassische Puppenspiel: Schauspieler und Musiker Nisse Barfuss hat Eddy dabei, der von seinen Erlebnissen im Kindertheater erzählt. Entscheidend für den Humor ist der Kontrast: der sympathische Barde im Clinch mit seinem frech-gemeinen Alter Ego. Die Möglichkeiten des Spiels mit Objekten zeigt Desiree Baier als Daisy Blau. Mit zwei Fäden erweckt sie ein seitenlanges Steuerformular  zum Leben, das ihr buchstäblich über den Kopf wächst und das sie dann zu der, die mit dem Papier tanzt, werden lässt. Ähnlich wie Tänzerin Sonia Franken, die mit einer riesigen gefiederten Vogelmaske auftritt. Der eindrucksvolle Kopf des Vogels auf dem zierlichen Körper irritiert vor allem, wenn sich die Performerin wie ein Tier bewegt.

 

Ebenfalls eine Maske nutzt Verena Volland. Mit dem Gesicht einer alten Frau wird sie zu Tante Else, deren gerade verstorbener Ehemann eingeäschert in einer Urne am Küchentisch Platz ge--nommen hat. Sie macht uns vor, wie er doch noch im Haushalt nützlich sein kann Die makabren Pointen sitzen, die ruhigen Szenen bieten an dem Abend einen angenehmen Gegenpol zur Action der Konkurrenz. 

 

Siegerin des Puppet Slams wird Kabarettistin Hildegart Scholten. Aus einer goldenen Klopapierrollen-Krone in ihrer Hand entwirft sie virtuos die Figur des Prinzen, die sie gnadenlos als Kontrast zu ihrer biederen Figur Frau Scholten ausspielt. Der unverschämt-anarchistische Prinz kommentiert ihre Situation nicht nur als innere Stimme, er baut auch gelungen spontan die Reaktionen des Publikums mit ein. 

 

Am Ende war der Erste Kölner Puppet Slam ein Erfolg: tolle Künstler, ein begeistertes Publikum im schnell ausverkauften Haus.