Referenzcluster, irgendwie

Catharine Czudej remixt Theorie- und Kunststücke der 60er bis 90er Jahre

Als die südafrikanische Künstlerin Catharine Czudej 1985 geboren wurde, liefen die Diskussionen, ob nicht alle Erfindungen, Neuerungen und Revolutionen im vielgestaltigen Reich der Kunst erledigt wären und es jetzt nur noch um die Montage und Verwaltung des Bestandes gehen könnte, noch auf Hochtouren. Dass die Spielerei mit den Referenzen auch heute nicht ausgespielt ist, zeigt die Ausstellung der in New York lebenden Czudei im Kölnischen Kunstverein mustergültig. 

 

Recht abwechselungsreich ist die Schau eingerichtet. Der Hauptraum ist zur Hahnenstraße hin komplett verschlossen, der Ausblick durch die gegenüberliegende Fensterfront auf den adretten, grünen Innenhof der Thyssen-Stiftung konrastiert den schnodderigen Wohnbereichsnachbau der Ausstellung. Bevor es in diese häusliche Zone geht, muss ein Areal mit flexiblem Absperrgerät durchquert werden — öffentlicher Raum gewissermaßen, gestaltet in kritisch-spröder Minimal-Konzept-Manier. 

 

»Zuhause« ist es lustiger, aber recht schäbig, da helfen auch die milde duftenden Seifenbilder (jawohl, aus massiver Seife gebaut) nicht. Zunächst ein Bad mit nostalgischem Nixon-Poster (tiefe 70er Jahre) und sehr großen Claes Oldenburg-Socken (frühe 60er). Es folgen weitere Interieurbereiche mit Tisch und Stühlen, Sofa und monströsem Flachbildschirm, dazwischen kritische Raumteiler. Die Möbel und Skulpturen sehen aus, als hätten Kippenberger selig und eine müde Sarah Lucas die Hände mit im Spiel gehabt, dazu lieferte Bruce Nauman ein paar Kopffragmente. Auf diese verhalten böse Musterwohnung folgt noch ein Kabinett der geballten Fäuste.

 

Im Untergeschoss liegt männlicher Bastelkellerlösungsmittelgeruch in der Luft. Zu sehen sind in diesem modernistisch-musealen, vielleicht irgendwie institutionskritischen Bereich expressiv-gewundene Metallskulpturen auf lädierten Sockeln. Chillida und die plastische Abstraktion der 50er Jahre grüßen, und Czudej bringt sich selbst mit ein paar Fäusten und Kopfteilen (s.o.) irgendwie ironisch ein. Im Kino noch ein Film der Künstlerin, schöne Bilder aus der Gießerei ihrer Skulpturen (Produktionsbedingungen, irgendwie Metaebene), die bei ihr aussieht wie eine Art Metalclub mit tollen Lichteffekten. 

 

Wie schrieb Andreas Kilb vor vielen Jahren in einem schönen Nietzsche-Nachbau: »Alles kommt wieder, nichts kehrt zurück.« Wohl wahr.

 

Kölnischer Kunstverein, Hahnenstraße 6, Di–So 11–18 Uhr, bis 4.9.