Lost in Love

Wollte man der Aura Don Johnstons (Bill Murray) eine Farbe zuordnen, wäre Grau eine gute Wahl. Der in die Jahre gekommene Frauenheld wurde gerade von seiner deutlich jüngeren Freundin (Julie Delpy) mangels gemeinsamer Perspektiven verlassen. Aus der daraus folgenden Starre reißt ihn auch ein anonymer Brief nicht, der Farbe in sein Leben bringen wird. Und zwar Pink – das den Protagonisten gewissermaßen kontrapunktisch durch den Film begleiten wird. In dem auf pinkem Papier verfassten Brief wird ihm eröffnet, dass er einen 19 Jahre alten Sohn hat, der ihn sucht. Dons Nachbar Winston (Jeffrey Wright), einem begeisterten Hobbydetektiv, gelingt es, den anfangs Unwilligen mit einem sorgfältig ausgearbeiteten Plan seinerseits auf die Suche nach den verflossenen Liebschaften zu schicken, die als Mutter in Frage kommen könnten.

Vor dem Fernseher verlassen

Jarmusch (Buch und Regie) balanciert minimalistische und beinah aufdringlich überdeutliche Momente sehenswert aus. Murrays ganz eigener Stoizismus konterkariert eine lustvoll zur Schau getragene Vordergründigkeit. Etwa, wenn er sich regungslos im Fernsehen die Komödie »The Private Life of Don Juan« mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle anschaut, während seine Freundin sich anschickt, ihn zu verlassen.

Zwei soziale Welten

Klischees und Gegensätze setzt Jarmusch so plakativ in Szene, dass weitere Erläuterungen überflüssig erscheinen. Zu Beginn begleitet die Kamera die Briefträgerin auf ihrem Weg, wobei der Zuschauer wortlos in zwei soziale Welten eingeführt wird: Man lernt zunächst das Haus von Dons äthiopischem Nachbarn kennen, ein vergleichsweise bescheidenes, aber freundliches Heim für eine mehrköpfige Familie. Ein paar Schritte weiter dann Dons schicke, aber unpersönliche Villa. Der Film verharrt an der Oberfläche, bietet aber viele Anspielungen und überlässt es so dem Zuschauer, Schlüsse zu ziehen.

Reise durch unterschiedliche Lebenswirklichkeiten

»Broken Flowers« ist keine Personality-Show für Bill Murray. Denn Sharon Stone, Frances Conroy, Jessica Lange und Tilda Swinton füllen die en miniature porträtierten, völlig unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten, denen Johnston auf seiner Reise begegnet, anschaulich aus. Ohne große Worte wird deutlich, dass zwanzig Jahre eine lange Zeit sind, in der sich alles und nichts ändern kann und manches unverzeihlich bleibt. So muss auch nicht erläutert werden, dass Johnston auf seiner Reise in die Vergangenheit vor allem der Leere in sich begegnet.

Broken Flowers (dto) USA 05, R: Jim
Jarmusch, D: Bill Murray, Jeffrey Wright, Sharon Stone, 105 Min. Start: 8.9.

StadtRevue verlost: 2 Sountracks und 3x2 Eintrittskarten für »Broken Flowers«. E-Mail bis 22.9. an film@stadtrevue.de. Stichwort: Pink.