Watchdog

Ausgerechnet Düsseldorf. Als die Berliner taz-Zentrale am 1. Juli mitteilte, dass die so genannten regionalen Fenster der taz für Köln und das Ruhrgebiet geschlossen würden, hatten die Kölner Redaktionsmitglieder zunächst noch wie die lucky losers ausgesehen. Köln-Teil zwar weg, wieder also ein zartes Pflänzchen weniger in der eben so dürren wie monokulturellen Kölner Presselandschaft – aber immerhin, so hieß es, werde die nach dem Fensterschließen übrig bleibende landesweite taz-nrw-Ausgabe komplett in Köln produziert.
Der Redaktionsstandort Bochum müsse dagegen bis Ende November komplett aufgegeben werden. Diese Berliner Entscheidung stieß allerdings auf das Unverständnis der Bochumer – zumal dort bisher die landesweite Zentrale gesessen und der Großteil der Redakteure gearbeitet hatte. Nun suchen Köln, Bochum und Berlin nach einem Kompromiss. Offiziell ist noch nichts – doch die größten Chancen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, so heißt es, habe nun mal die Landeshauptstadt. Zum 1. Dezember steht der Medienstadt Köln wohl die nächste Abwanderung bevor – ausgerechnet nach Düsseldorf.

Doch in der Not wächst das Rettende auch. Köln ist, gemeinsam mit Berlin, Standort des zum 1. September neu gegründeten Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik. Gründungsdirektor der gemeinnützigen GmbH ist der Kölner Journalist und Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister. Was hat der Mann nicht schon alles gemacht: Er war Leiter des Adolf-Grimme-Instituts, ist Gründer und Gesellschafter der Kölner Medienagentur HMR International und Hochschullehrer für Journalistik an der Uni Dortmund, er dreht Dokumentarfilme (»Das Goebbels Experiment«) und erhielt für seine Doku »Schleyer. Eine deutsche Geschichte« den Grimme-Preis. Das alles reicht Hachmeister aber nicht aus.
In Deutschland, so hat er festgestellt, herrsche eine »anhaltende Krise der Medienpolitik« – der politische Sachverstand sei gering und konzentriere sich meist auf schnöde Standortpolitik. Das neue Institut ist deshalb geplant als »zentrale, politisch und wirtschaftlich unabhängige und hochkarätige Adresse für die wesentlichen medien- und kommunikationspolitischen Fragen«. Konkrete Projekte gibt’s auch schon: zum Beispiel eine Datenbank über internationale und nationale Medienkonzerne, TV-Sender und Produktionsfirmen und eine Studie zuMedienpolitik und Qualitätssicherung im Journalismus. Finanziert wird das Institut unter anderem von ARD und ZDF, Premiere, MTV, dem Spiegel-Verlag, Holtzbrinck, und den Landesmedienanstalten von Berlin/Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Dann mal los!

Einen wirklichen Superstar hat die Medienstadt Köln – und das schon seit Jahrzehnten: Die Maus. »Frag doch mal..«, sagt die Maus, und ihre vielen Zuschauerinnen und Zuschauer machen mit: Über 75.000 Kinderfragen sind bei der WDR-Aktion bisher eingegangen. Warum heißt Mannheim Mannheim und nicht Frauheim? Welche Bedeutung hat die Kleidung des Papstes? Wie kommt das Licht in die Birne? Die »TOP 30« werden in einer Sondersendung am 2. Oktober vorgestellt. Eine Frage haben wir übrigens auch: Warum muss eigentlich immer dann, wenn irgendwer eine mehr oder weniger gute Idee zu einer Aktion hat, gleich der Bundespräsident Schirmherr werden? Ob den Kindern nicht auch ohne Köhler die ein oder andere Frage eingefallen wäre? Vielleicht weiß die Maus ja eine Antwort.