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Und ewig lockt das Lokale. Kaum hat die taz nrw mangels geneigter Leser ihr Kölner Fenster geschlossen, prescht schon der nächste Lokalmatador in die Arena: center.tv, das »Heimatfernsehen«. Seit Mitte Oktober sendet der Neue auf dem ehemaligen Kabelplatz von Viva Plus (für die jüngeren Leser: das war früher mal ein Musiksender). Das Konzept ist einfach: center.tv ist nicht nur lokal, sondern, so Geschäftsführer Andre Zalbertus, »radikal lokal«. Das Vormittagsprogramm (»Unser Morgen«) richtet sich an die älteren Mitbürger, stellt beispielsweise Kölner Wochenmärkte inklusive »Gemüse der Woche« vor und wird moderiert von den blonden Zwillingen Melanie und Angela Knobloch. Am Nachmittag gibt’s was für die aus der Schule heimgekehrte Jugend (»Konsole Köln«), und am frühen Abend folgt die »Rheinzeit« für alle, die noch mehr Köln im Fernsehen sehen wollen. »Rheinsport« schließlich darf auch nicht fehlen – mit ganz viel FC und den Haien. Fünf Programmstunden täglich werden live produziert, nach und nach sollen es mehr werden.

Heimatfernsehchef Andre Zalbertus verfügt über einige Erfahrung. Er war RTL-Auslandskorrespondent und ist Gründer der Kölner Produktionsfirma AZ Media, die u. a. für RTL und Vox Magazine und Doku-Soaps (»Hallo Baby«) herstellt. AZ Media ist auch technischer Dienstleister – und so verfügt Zalbertus über das Equipment, sein Heimatfernsehen kostengünstig zu produzieren: Die kleinen Sendestudios sind »tapeless«, also rein digital, und die Beiträge stammen ausschließlich von so genannten Videojournalisten (»VJs«), die nicht nur filmen, Ton machen und Interviews führen, sondern der Einfachheit halber die Beiträge auch gleich selber schneiden und vertonen.
Zalbertus hofft, center.tv über Werbeschaltungen der lokalpatriotischen Kölner Wirtschaft finanzieren zu können, bisher sind allerdings kaum Werbespots zu sehen. Die ersten Reaktionen auf den Sendestart stimmten ihn dennoch »sehr optimistisch«, sagt Zalbertus. Die Sendelizenz jedenfalls wurde schon mal für zehn Jahre erteilt.

Immer schon lokal war der WDR – oder doch eher regional? Der Landessender hat neun Regionalstudios, von Bielefeld über Dortmund und Siegen bis Köln. Diese produzieren nicht nur die jeweilige »Lokalzeit« fürs WDR-Fernsehen, sondern auch die – je nach Studio und zugehörigem Sendegebiet unterschiedlichen – Regionalnachrichten, die von 6.30 Uhr bis 17:30 Uhr stündlich auf WDR 2 zu hören sind. Seit Anfang des Jahres arbeiten die Studios bimedial, das heißt die Redaktionen sind sowohl für Fernseh- als auch für Radionachrichten zuständig – eine Entscheidung, die bei den Mitarbeitern nicht nur helle Freude auslöste.
Und nun gibt es neue Unruhe vor Ort: Hörfunkdirektorin Monika Piel verkündete in der Hauszeitung WDR Print, sie prüfe ein neues, dreißigminütiges Regionalmagazin am Nachmittag in WDR 5, das von den jeweiligen Lokalstudios bestritten würde. Der Schönheitsfehler des Konzepts: Dafür müssen eventuell die Regionalnachrichten auf WDR 2 wegfallen. Und das wortlastige WDR-5-Programm hat deutlich weniger Hörer als WDR 2, wo die Wortbeiträge schonend zwischen Phil Collins und Eros Ramazzotti eingebettet sind.

Bedeuteten die Vorschläge also tatsächlich eine »Ausweitung der Regionalberichterstattung«, wie Piel sie verkündet, oder sind sie langfristig – Pleitgen verhüte – doch eher als Sparmaßnahmen gedacht? Eine Stärkung des oftmals allzu braven WDR-Lokaljournalismus jedenfalls könnte Köln gut gebrauchen. Berichte vom Wochenmarkt können wir auch auf center.tv gucken.