Foto: Manfred Wegener

Gedächtnis der Namenlosen

Im Frühjahr 1933 werden dem 20-jährigen Kölner Hans M. zwei Fahrräder gestohlen. Dann stiehlt er selbst eines, doch er wird erwischt – und im nachfolgenden Prozess als »gemeingefährlicher Geisteskranker« eingestuft, der »dringend der geschlossenen Anstaltsbehandlung« bedarf. Hans M. durchläuft mehrere psychiatrische Anstalten, unternimmt Fluchtversuche. Im April 1940 wird er mit Gas erstickt.

Seine Urne liegt auf dem Ehrengräberfeld des Kölner West-friedhofs für Opfer der so genannten Euthanasie. Unter dieser Bezeichnung führten die Nazis die systematische Tötung »unwerten Lebens« durch.

Die Lebensgeschichte von Hans M. ist eine von vieren, die Gabi Schmitt und Heike Zbick in einer Broschüre ver-öffentlicht haben. Im Rahmen einer Projektgruppe des EL-DE-Hauses haben sie ein Jahr lang geforscht, um Namen von Kölner Euthanasie-Opfern herauszufinden – und die damit verbundene Schicksale.

450 Namen konnten die Autorinnen recherchieren. Zwischen die Lebensgeschichten sind Kapitel eingefügt, die kompakt und verständlich in die Themen Euthanasie und Psychiatrie im Nationalsozialismus einführen. Am 10. November veranstaltet der Jugendclub Courage einen Abend mit den Autorinnen zu ihren Forschungsergebnissen und zur Geschichte der Ehrengräber auf dem Kölner Westfriedhof.

Broschüre: Gabi Schmitt, Heike Zbick, Projektgruppe »Euthanasie« im EL-DE-Haus: »... zu keiner Arbeit zu brauchen. Verlegt in eine andere Anstalt.«, 2005, 3 Euro, Bestelladresse: heike.zbick@web.de
Veranstaltung: »Euthanasie-Aktion T4«, 10.11., 19.30 Uhr, Ladengold, Körnerstr. 48