Barbara Fuchs tanzt den »Exitus«

Als Achtjährige schloss Barbara Fuchs ihr Nachtgebet mit der Bitte um ballettös geformte Beine, schließlich träumte sie damals noch von »Schwanensee« und »Dornröschen«. Was sich nicht erfüllte, wird heute auf uneitle Weise verspottet: »Ich liebe es, hässlich zu sein«, erzählt Barbara Fuchs und liefert in ihrem neuen Stück reichlich Anschauungsmaterial dazu.

danse macabre

»Exitus. Eine pietätlose Tragikomödie über Tanz, Tod und Teufel« heißt die Produktion, die sie zusammen mit der Choreografin Koni Hanft erarbeitet hat, und in der sie wahlweise als Wasserleiche
oder Zombie mit hängenden Haaren und traurig-verzerrter Mimik die Gliedmaßen schlackern lässt. Hier stellt Tanz statt Muskeln vor allem Knochen aus. Ein danse macabre sollte das Stück werden, über das Ende einer Tänzer-karriere und zugleich das Sterben.

Aber Fuchs’ Humor unterwandert das düstere Thema und heraus kommt: die Persiflage eines Horrorfilms. »Wir sind eine Fernsehgeneration und haben alle diese Bilder von Krimis und Horrorfilmen im Kopf. Das möchte ich im Tanz nutzen, um sie zu karikieren. Und ich möchte Stücke machen, die man auch als TV-Junkie gut finden kann!« Das kann man auch als Tanzfan, diese Doppelbödigkeit zeichnet Barbara Fuchs’ Stücke aus. So illustrierte Fuchs in ihrer ersten kurzen Produktion mit ihrem Körper den Text einer Verpackungs-beilage und reflektiertedie tanzspezifischen Körpernormen.

In ihrem folgenden Stück »Tanztat«, 2004 ausgezeichnet mit dem Kölner Tanzpreis, erzählte sie in Krimiform von ihrer mörderischen Tanzsucht und präsentierte sich als Täterin und Opfer zugleich:
Tanz tötet, war die ironisch überspitzte Botschaft.

Auch der Horror im neuen Stück hat eine Metaebene. »›Exitus‹ erzählt auch von der Mystifizierung von Tanz, der in der Szene fast so etwas wie eine Religion ist. Als Ballett-Elevin, da müssen die Füße bluten, da muss man jeden Schmerz ertragen, alles für den Tanz«, lästert Barbara Fuchs. Und ist doch der Passion erlegen: Ihr nächstes Stück wird eine Tanz-Utopie als Science fiction werden, denn »Tanz«, bekennt sie, »ist immer noch Erfüllung für mich.«

Uraufführung:
»Exitus...« zeitgenössisches Tanzsolo von Barbara Fuchs, in Zusammenarbeit mit Coni Hanft, im Rahmen der Reihe TanzHautnah, Bürgerhaus Stollwerck, 28. (P)-30.10., 20:30 Uhr