Schwarzlicht

In Deutschland bewegt sich nicht viel, zumindest nicht im deutschen Film. Zum Beispiel: Verfolgungsjagden – da geht es in deutschen Produktionen höchstens uralten Schrottkarren ans Blech. So einen schicken Mercedes zu Klump fahren zu lassen, nein danke, das können wir nicht bezahlen. Brauchen wir auch nicht, schließlich haben wir unsere Stärke im Bereich der psychologischen Kriminalstoffe.

Da stellt sich die Frage, ob deutsche Krimischaffende das überhaupt können, krachende, klirrende, sich selbst genügende Action zu erdenken – und ob man einen »deutschen« Stoff so handlungsorientiert überhaupt glaubwürdig erzählen kann.

Die Antwort: Ja, man kann. Zumindest einer kann es: Bernhard Sinkel, Filmregisseur, genauer: Autorenfilmer, dessen zweiter Krimi »Der dritte Sumpf« jetzt zu lesen ist.

Irgendwann 2005: Ein junger deutscher Ossi und eine taffe US-Amerikanerin, er Ex-Agent, sie Kunstpilotin, werden von CIA, ehemaligen StasiAgenten und örtlichen Warlords durch den glutheißen Jemen gehetzt. Sie gerät in die Hände islamistischer Terroristen, wird dabei aber letztlich nur als Köder der CIA benutzt; er, der den Oberislamisten aus dem DDR-Landschulheim kennt, muss sie in einem irren Showdown retten, nicht ahnend, dass auch er nur eine abhängige Variable im Plan der irren Geheimdienstler ist.

Eine wahnwitzige Story, die deutsch-deutsche Geschichte mit islamistischem Antiimperialismus und der Antiterrorpolitik der USA verbindet – und dabei Action, Spaß und Unterhaltung reinsten Wassers bietet. Bernhard Sinkel ist genial, ein deutscher Filmemacher, der groß denkt – und für den dieses Land anscheinend zu klein ist. So schreibt er Bücher statt die Filme zu drehen, die seinen Büchern eigentlich zu Grunde liegen. Für Krimileser ist das zweifellos ein Glück.