Kleines Universum

»Serenity« ist ein Phänomen. Der Film setzt die TV-Serie »Firefly« fort, die in den USA wegen Erfolglosigkeit abgesetzt wurde. Die vergleichsweise wenigen Fans von »Firefly« erwiesen sich aber als so leidenschaftlich, dass ihre Proteste im Nachhinein genug Publicity einbrachten, um die DVD-Edition der Serie zum Verkaufshit zu machen.

Dieses Trara wird verständlicher, wenn man weiß, dass »Firefly« von Joss Whedon ersonnen wurde, dem kreativen Kopf hinter »Buffy the Vampire Slayer« und »Angel«. Zwei Serien mit Fangemeinden, die mit seltener Hingabe die Exegese jeder einzelnen Facette des fiktionalen Mikrokosmos betreiben. Mit »Serenity« gibt Whedon, von dem auch das Drehbuch stammt, nun sein Debüt als Spielfilmregisseur.
Gleich zu Beginn werden die Uneingeweihten aus dem Off über die Vorgeschichte informiert: Die »Allianz« beherrscht zukünftige intergalaktische Siedlungsräume, doch deren zivilisatorische Errungenschaften werden von den vermeintlichen Barbaren, die im Krieg unterlegen waren, als Zumutung empfunden. Zur Verliererseite gehört auch die Besatzung des titelgebenden Raumschiffs, die sich mit Überfällen über Wasser hält, wobei sie sich vor marodierenden Kannibalen in Acht nehmen muss. An Bord ist auch ein Arzt, der seine Schwester aus einer psychiatrischen Klinik der Allianz befreit hat. Der eigentliche Plot kreist um die Frage, warum die labile, parapsychologisch begabte junge Frau von einem ebenso charismatischen wie gefährlichen Häscher der Allianz verfolgt wird.

Auf Zuschauer, denen das spezielle Whedon-Universum egal ist, dürfte »Serenity« wie ein Blockbuster der B-Kategorie wirken – wenn es so etwas gäbe. Der Film bietet einiges an Action; er vermischt unterschiedlichste Einflüsse, von denen die Referenzen auf Western und »Star Wars« am deutlichsten sind; die Dialoge enden bevorzugt in »One Linern«, in eine Textzeile kondensierten Pointen; und die Figurenzeichnung bleibt knapp. Aber anders als in wirklichen Blockbustern gibt es unter den aus »Firefly« übernommenen Darstellern keinen einzigen Star. Mit vierzig Millionen Dollar war »Serenity« daher auch vergleichsweise billig – weshalb umso sympathischer ist, dass handwerklich, vom Schauspiel bis zu den Dialogen, solide Qualitätsarbeit geboten wird. So kann »Serenity« richtig Spaß machen, zumal sich die Handlung ungewöhnlich schlüssig als Parabel auf aktuelle imperiale Zustände lesen lässt. Und für Fans ist das alles wahrscheinlich sowieso weltbewegend.

Serenity (dto) USA 05, R: Joss Whedon, D: Nathan Fillion, Gina Torres, Adam Baldwin, 119 Min. Start: 24.11