»Was machen Sie denn eigentlich?« Wer so gefragt wird, reagiert in der

Regel reflexhaft mit der Nennung seines Arbeitsplatzes, insofern sie oder er

einen hat. Niemand käme auf die Idee, sein Hobby zu nennen. Die ausgeübte Erwerbsarbeit wird als wesentliches Persönlichkeitsmerkmal aufgefasst, und wer keinen Job hat, hat daher nicht nur finanzielle Probleme, sondern in unserer Arbeitsgesellschaft auch kein anerkanntes Identitätsmodell. Die psychische Belastung Arbeitsloser ist meist ebenso gewichtig wie die finanziellen Problemen.

Trotz zeitweilig erfolgreicher Modelle der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit ist das grundsätzliche Paradox nicht zu übersehen: In den Industrienationen macht der technologische Fortschritt immer mehr Arbeitsplätze überflüssig und ermöglicht eigentlich dadurch immer mehr selbstbestimmte Zeit, und trotzdem nimmt das Elend zu. Immer mehr Arbeitsplätze werden benötigt, weil sich nach herrschender Denkweise Armut und Verelendung nicht anders beheben lassen. Vor diesem Hintergrund rechtfertigt sich nahezu jede Unternehmung dadurch, dass sie angeblich Arbeitsplätze schafft. Was aber ist, wenn man unsere Arbeitsgesellschaft und die Axiome, auf denen dieses System der Arbeit aufbaut, in Frage stellt?

Volker Schürmann antwortet in seinem Essay »Zeit für Zettelungen« auf die Texte von Holger Heide (StadtRevue 04/03) und Felix Klopotek (StadtRevue 06/03). Er bringt das ins Spiel, worum die anderen Texte leerstellenhaft kreisten: den Begriff der Muße. Muße verfolgt keinen Zweck, deshalb ist sie der Arbeit entgegengesetzt. Was folgt daraus für eine emanzipatorische Politik?