Dreaming of Summer

Die Kölner Fotografin Jennifer Rumbach hat sich auf die Suche nach dem Sommer begeben und — was so nur auf Polaroids glückt — selbst Luft, Wärme, Duft sichtbar gemacht

Meeresrauschen und der Duft von Sonnenmilch auf ­warmer Haut. Das leise Ping und Pong eines Beach Ball spielenden Paares. Kinder, die sich kreischend und lachend mit Schlamm bewerfen. Und aus der Eisbude dröhnt blechern »Azzurro« von Adriano Celentano.

Urlaub ist die perfekte Art, den Alltag hinter sich zu ­lassen. Sich ganz auf den Moment zu fokussieren, ihn zu inhalieren und einfach nur zu sein. Doch für viele ­Menschen bleibt Reisen in diesem Jahr wegen der Corona-Krise nur ein Traum. Stattdessen weht der Duft von Grillkohle von den Balkonen und der Rhein wird zur Riviera. Sommer zuhause eben.

Die Polaroids der Kölner Fotografin Jennifer Rumbach erzählen Geschichten, die manchmal wie eine Fantasie, ein Traum oder eine vage Erinnerung wirken. Sie tauchen den Sommer in Farben und Licht gepaart mit einer Brise von Melancholie und Fernweh.

 

Jennifer Rumbach arbeitet seit 2005 als freie Fotografin mit Schwerpunkt auf Porträt-, Reportage- und Businessfotografie im Kölner Raum. In ihrer Freizeit experimentiert sie mit alten und neuen Sofortbildfilmen. Dabei hat sie auch den wunderbaren fliegenden Hund verewigt, der das Cover unserer Sommer-Doppelausgabe ziert


In der Polaroidfotografie ist jedes Bild ein Unikat — was fasziniert dich daran?

Ich habe schon während meiner Ausbildungszeit mit der Sofortbild-Fotografie begonnen. Damals haben wir die Polaroids als Testbilder für die Belichtung genutzt. Weil ich noch analoge Fotografie gelernt habe, fand ich es natürlich spannend, dass ich das Ergebnis sofort sehen konnte und nicht auf die Entwicklung des Films warten musste. Außerdem mochte ich den Geruch und die Haptik. Heutzutage muss man natürlich nicht mehr auf die Bilder warten, jetzt ist es eher die Entschleunigung, die ich an Polaroids mag. Auf einem Film sind je nach Film nur 8 oder 10 Bilder, und da drückt man eben nicht einfach mal ab, sondern überlegt sich alles viel genauer. Das hat natürlich auch einen Einfluss auf meine gesamte Arbeit als Fotografin.

In wieweit inszenierst und komponierst Du deine Bilder? Welche Rolle spielen Spontanität und Zufall darin?

Das ist unterschiedlich. Manchmal habe ich nur eine vage Idee im Kopf, die dann tatsächlich erst durch das Fotografieren konkret wird. Bei dieser Variante entsteht nicht so ein starker Erwartungsdruck. Meistens habe ich aber eine genauere Vorstellung von den Motiven. Aber auch da kann es passieren, dass am Ende ein anderes Ergebnis dabei rumkommt als ursprünglich geplant. Und dann gibt es natürlich noch Zufälle, zum Beispiel ein Ort, den man plötzlich entdeckt oder ein Foto, von dem ich an dem Tag gar nicht dachte, dass es entsteht.

Du spielst in deiner Gestaltung mit fehlerhaften Filmen. Wie kommt es zu den Streifen und Flecken — die manchmal wie ein Feuer aussehen oder wie kommt es zu den Rissen am Rand? Wie bindest Du das in deine Kompositionen mit ein?

Die Flecken und Streifen oder auch Farbverschiebungen entstehen meistens dadurch, dass die Filme abgelaufen sind. Manchmal verirrt sich ein Sandkörnchen oder ähnliches in die Walze der Kamera, das ruft auch Effekte hervor. Ich mag diese Fehler. Zum einen, weil Sie in Kontrast stehen zu der doch eher perfekten Digitalfotografie und somit auch zu meinem Alltagsgeschäft als Fotografin. Zum anderen aber auch, weil diese Fehler den meist etwas surrealen Charakter meiner Fotos unterstreichen. Oft wiederholen sich die Effekte innerhalb einer Filmkassette, so dass es teilweise planbar ist, Einiges davon ist aber auch einfach Zufall. Leider sind die alten Filme mittlerweile sehr rar. Also falls jemand alte Polaroidfilme im Keller oder auf dem Speicher findet und loswerden möchte, der kann sich gerne melden.

jennifer-rumbach.de