Das Licht strahlt auch für uns: Leere auf dem Festival-Gelände

Der Tiger bleibt im Käfig

Bis zuletzt ging das Hoffen und Bangen, am Ende half alles nichts: das Katzensprung-Festival musste abgesagt werden

 

Zum ursprünglichen Juli-Termin des viertägigenFestes, das sich bei Kölnern ungemeiner Beliebtheit erfreut, war es deprimierend still geblieben im Wäldchen um das Gut Haarbecke,  etwa eine Autostünde östlich der Kölner Innenstadt gelegen.

Einzig und allein ein paar blaue Lichtstrahlen ragten an diesem Wochenende tapfer in den Nachthimmel und erinnerten daran, was hier eigentlich gerade stattgefunden hätte: ein schillerndes Fest der Musik, mit vielen lokalen wie internationalen DJs und Bands, Kleinkunst, dutzenden Workshops, einer herzlichen Community und ihren unzähligen im Austausch stehenden kreativen Köpfe.

Im Rahmen der Initiative #Festivalsalive machen Lichtinstallationen wie ebenjene auf den Bühnen bereits abgesagter Festivals auf das drohende Kultursterben und die dringend benötigten Hilfen für die Eventbranche aufmerksam.

Beim Katzensprung hatte man sich zunächst noch mit einer Verschiebung in den September retten wollen. Ein aufwändig mit Profis erarbeitetes Hygienekonzept sollte die Durchführung ermöglichen, wurde vom örtlichen Gesundheitsamt schließlich nicht genehmigt.

Eine Umsetzung als Tagesevent mit drastisch begrenzter Teilnehmerzahl (wie es etwa einige Festival-Kollegen in Brandenburg, z. B. die Wilde Möhre mit bis zu 1000 Gästen erfolgreich praktizieren dürfen) wurde ebenfalls untersagt.

Nun müssen die bereits verkauften Tickets mühselig rückabgewickelt werden. Wer dabei sein Ticket nur in einem Gutschein für das nächste Jahr einlöst, anstatt auf Erstattung zu pochen, verschiebt das Problem allerdings bloß ins kommende Jahr. Man müsste es schon komplett spenden, um seinem Lieblingsfestival tatsächlich unter die Arme zu greifen. Denn heikel wird es gerade jetzt, wo Ende September die vorübergehend ausgesetzte Insolvenzantragspflicht wieder greift, weshalb im Herbst bereits mit einem bundesweiten Firmensterben gerechnet wird.

Um die laufenden Kosten und bereits getätigte Produktionsausgaben einigermaßen zu decken, ist man beim Katzensprung auf vielfache Art und Weise kreativ geworden. Im Juli fand das erste einer als Reihe geplanten Open Air-Konzerte (Corona-konform mit Bestuhlung und Kopfhörern) auf der Summerstage im Kölner Jugendpark statt. Die nach einer großen anfänglichen Resonanz weiterhin erwarteten Besucher blieben schließlich aber aus, statt der erwarteten 350 Gäste kamen nur rund 100 — ein Konzert, ohne Möglichkeit zu tanzen, schien für viele dann doch wenig attraktiv. Somit versiegt also auch diese alternative Einnahmequelle.

Das für die Zukunft in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Mumbai und der Stadt Köln geplante Residenzformat actiRHYTHM, bei dem engagierte Musikschaffende aus dem Bereich »Musik und Aktivismus« aus Deutschland, Südasien und dem Nahen Osten vernetzt werden sollen, hängt angesichts andauernder Reise-Beschränkungen natürlich ebenfalls weiterhin in der Schwebe.

Zur Zeit lässt sich auf der Webpage des Festivals zumindest der sogenannte Soli-Cup bestellen: eine Emaille-Tasse mit Katzensprung-Motiven außen und praktischen Füllwert-Angaben (z.B. 4cl) im Inneren für den nächsten Einsatz an einer Festival-Bar. Mit dem Umsatz durch die auf 500 Stück limitierten Tassen könnte zumindest wieder ein wenig Luft zum Atmen gewonnen werden, um nicht plötzlich in die Zahlungsunfähigkeit abzurutschen.

In diesen Tagen wird außerdem über Überbrückungshilfen von Seiten der Stadt Köln entschieden. Daneben wird das Katzensprung-Festival auch beim gerade von der Regierung abgesegneten Förderprogramm Neustart Kultur einen Antrag auf Förderung stellen. Das milliardenschwere Rettungsprogramm sieht die Unterstützung verschiedener Bereiche von Kultur und Medien vor und richtet sich dabei ausdrücklich an die »Veranstalter von Livemusikprogrammen, Programmreihen und Musikfestivals sowie Musikclubs«.

Sollte aber wirklich gar nichts mehr helfen, bleibt im Notfall immer noch die Möglichkeit, es mit Crowdfunding zu versuchen. Gerade ein unabhängiges Festival wie das Katzensprung, welches sich über starken Rückhalt aus der großen Kölner Community freuen darf, könnte dabei vergleichsweise gute Chancen haben, sich bis zur kommenden Saison über Wasser zu halten.

Doch ob dann überhaupt und unter welchen Auflagen wieder veranstaltet werden darf, steht nach wie vor in den Sternen. Wenigstens hat man für diesen Fall das bereits ausgearbeitete Hygiene-Konzept bereits in der Tasche und wird nicht wieder von null beginnen müssen.