Christine Wang, aus »Corona Memes«, 2020

DC Open 2020

Dann eben als Maskenball: Die Galerien eröffnen die Herbstsaison

Wie hat man sich früher, meint: in der Zeitrechnung vor Corona, auf die Wochen nach den Sommerferien gefreut — wenn im September gut gelaunt die Herbstsaison begann, Kunstmessen, große Ausstellungen und Galerienevents Schlag auf Schlag aufeinander folgten. Dieses Jahr ist bekanntlich alles anders. Messen finden keine statt, auch wenn die Art Cologne an ihrem Novembertermin bislang festhält, Blockbuster-Shows sind verschoben.

Zum Glück gibt es aber die »DC Open«, denn in kleinen Gruppen oder alleine von Galerie zu Galerie schlendern, mit Mundschutz und Abstand, das klingt ungefährlicher als Supermarkt oder eine Fahrt mit der KVB. Ganze fünfzig Ausstellungen eröffnen am ersten Septemberwochenende (inkl. Sonntag!) parallel in Düsseldorf und Köln, und die Ausstellungen sind natürlich auch danach noch zu sehen.

Diese drei sollte man nicht verpassen: Bei Nagel/Draxler holt die kalifornische Malerin Christine Wang digitale Pixel in den realen Raum zurück und bewahrt mit ihren gemalten »Coronavirus-Memes« ein Stück aktuelles Zeitgeschehen. Die humoristischen Wort-Bild-Collagen auf Instagram und Twitter haben so manchen trüben Isolationstag erheitert, nun bieten sie im cinematischen Großformat realen Anlass zum Schmunzeln. Auch Radenko Milak reagiert mit seinen neuen Arbeiten bei Priska Pasquer, die mit ihrer Galerie neuerdings am Rheinufer residiert, unmittelbar auf die Pandemie. In seinen schwarzweißen Aquarellen filtert er die Medienbilder heraus, die den Schockzustand nach Ausbruch der Epidemie schildern, und befreit sie von allen ablenkenden Schlagzeilen. Welche Bilder bleiben nach einer so einschneidenden Krise? Und wie beeinflussen sie unser kollektives Gedächtnis?

Auch bei Martinetz gibt’s was auf die Augen, und zwar Brüste. 80 Paar wird die Künstlerin Sophia Süßmilch an den Wänden der Galerie verteilen, dazwischen platziert sie Fotos, in denen sie nackt in alle möglichen Rollen schlüpft, und Malereien, in denen die Körperteile sich zu allerlei unterschiedlichen Formen auswachsen, ob Spinnenbeine oder Unterwasserpflanzen. Ein schönes Beispiel dafür, dass Feminismus und Humor sich überhaupt gar nicht ausschließen.

DC Open, 4.-6. September, Öffnungszeiten der Galerien
Fr 11–22, Sa 11–20, So 11–18 Uhr.

Programm auf dc-open.de und koelngalerien.de