Mehr als nur ein Gebäude: Literaturhaus Köln , Foto: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0

Haus der offenen Tür

Das Literaturhaus wird 25 Jahre alt. Selbst in der Pandemie wirkt es in die Stadt hinein

 

Die Umstände könnten besser sein. Das trifft »in diesen Zeiten« für vieles zu, auch für das 25. Jubiläum des Literaturhauses. Dabei hätte sich die Kölner Institution eine große Party verdient. Seit einem Vierteljahrhundert ist sie ein Ort geworden, an dem sich die Kölner Literaturszene trifft — egal ob man lieber liest oder lieber schreibt.

»Die Literaturszene ist sichtbarer in Köln geworden«, sagt Bettina Fischer, die das Literaturhaus leitet. Unter ihrer Führung hat sich das Haus stärker geöffnet — mit Formaten wie der Zwischen/Miete, die Debüt-Autor*innen zu Lesungen in Kölner WGs und Coworking Spaces einlädt oder der Literaturnacht, die 2019 zum ersten Mal Literaturinteressierte durch die Kölner Nacht führte. Außerdem hat sie niedrigschwellige Angebote gemacht, an denen Schreibende sich vernetzen können.

Manche dieser Treffen sind mittlerweile in Schreibprojekten gemündet, etwa das Autorencafé »FremdwOrte«. Dort treffen sich seit 2015 regelmäßig Autor*innen, Lektor*innen und Über­set­ze­r*in­nen mit und ohne Migrationshintergrund und diskutieren literarische Verfahren und Übersetzungen aus einer interkulturellen Perspektive. Zum fünfjährigen Jubiläum im Herbst ist „Wer bin ich und wer bist du?“ erschienen, eine 80 Seiten umfassende Broschüre mit Texten der Teilnehmenden, die kostenlos erhältlich ist.

Eine Publikation als Geschenk macht sich auch das Team des Literaturhauses zum 25-jährigen Jubiläum. Wie so vieles seit März 2020 ist sie spontan entstanden und bei Redaktionsschluss wusste selbst Bettina Fischer nicht so genau, welche Form sie endgültig annehmen wird. Der Festakt im Literaturhaus wird digital stattfinden — auch das ist schon fast Teil einer neuen Routine. »Mit Lesungen auf Zoom haben wir gute Erfahrungen gemacht«, sagt Fischer. Selbst ihren Lesekreis mit etwas älteren Mitgliedern des Literaturhauses hält sie mittlerweile per Videochat ab. Aber das Zusammenstehen bei Wein und Bier nach den Lesungen vermisst sie dann doch am meisten.

Nach Stationen im Mediapark und an der Schönhauser Straße hat das Literaturhaus mittlerweile im Haus Bachem am Großen Griechenmarkt eine Heimat gefunden — einem prächtigen Kölner Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert. Trotzdem will Bettina Fischer ihre Räumlichkeiten in Zukunft öfters mal verlassen: »Ich finde es spannend, Literatur dahin zu bringen, wo es die Leute nicht erwarten.« Ihr schweben Lesungen auf der Schildergasse oder der Hohe Strasse vor. »Wir haben etwas zu sagen, aber wir dürfen nicht erwarten, dass die Leute zu uns ins Haus kommen, sondern müssen dahin gehen, wo sie sind.«