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Nicht umgraben!

Wie uns eine neue Anbaumethode zur Diät zwingt

Mögen Sie grünen Salat? Jeder mag grünen Salat, aber ich vielleicht bald nicht mehr. Seit Wochen esse ich ihn jeden Tag. Man kann die Salatsoße variieren oder anderes Gemüse dazutun, aber es bleibt doch Salat, und irgendwann würde man gern auch wieder etwas anderes essen, etwas Sättigenderes vielleicht…

Aber in unserem Schrebergarten haben wir halt den Salat, Lollo, Kopf, Römer und so weiter, er wächst und wächst, ein Ende ist nicht abzusehen.

Es ist natürlich Quatsch, einen Gemüsegarten zu bestellen und dann über zu reiche Ernten zu klagen. Noch vor wenigen Wochen fürchteten wir, alles sei uns im kalten Frühjahr erfroren! Aber jetzt sieht das Gemüsebeet auf einmal aus wie im Bilderbuch, und ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber es könnte mit Charles Dowding zu tun haben. Dowding ist ein Engländer mit grauem Haar und leiser Stimme, der eine spezielle Anbaumethode wenn nicht erfunden, so doch perfektioniert und einem größeren Publikum bekanntgemacht hat. Verkürzt gesagt geht es darum, den Boden nicht umzugraben und ihn stattdessen einmal im Jahr mit einer dicken Schicht Kompost zu bedecken. Der Boden mag es nicht, wenn man seine Schichten durcheinanderwirbelt, sagt Dowding. Man muss ihn in Ruhe lassen. Es macht Spaß, sich Youtube-Filmchen mit ihm ansehen, in denen er in seinen perfekten Gemüsebeeten hockt und die Vorzüge von »No Dig« erläutert. Zum Beispiel wächst weniger Unkraut, der Boden hält die Feuchtigkeit besser, man kann enger pflanzen als sonst üblich. Das beste ist: Als Dowding-Anhängerin kann man das herkömmliche Hobby-Gärtnerwissen etwa zur Fruchtfolge (Kohl nie zweimal an derselben Stelle!) oder Düngung getrost in die Tonne kloppen. Mit der No-Dig-Methode seien deshalb vor allem blutige Anfänger erfolgreich, sagt Charles Dowding. Erfahrene Gärtner hätten häufig das Bedürfnis, die Erde doch noch irgendwie zu bearbeiten, oder den Kompost wenigstens etwas unterzuheben. Großer Fehler! Den größten Ertrag mit No Dig haben die Faulen, die noch dazu am wenigsten Ahnung haben. Und was soll ich sagen? Es funktioniert! Neben dem Salat ranken Erbsen und Bohnen in die Höhe, dicht an dicht reifen Brokkoli, Rote Bete und Möhren heran. Nachbarpächter beginnen, uns um Rat zu fragen. Wir können ihnen aber gar nicht viel sagen, außer: Nicht umgraben! Legt euch lieber auf die faule Haut!

Dass wir so viel Arbeit im Garten einsparen, ist übrigens dringend nötig. Wir brauchen jetzt ungefähr doppelt so lang in der Küche wie früher. Ich sage nur: Salatwaschen.