Wieder mehr Begeisterung erleben
Die Pandemie hat Spuren hinterlassen — auch bei Kindern und Jugendlichen. Nach langen Monaten, in denen sie sich kaum mit Freund*innen treffen, keine Freizeit- oder Sportkurse belegen, geschweige denn zur Schule gehen konnten, machen sich die psychischen Folgen der Pandemie bemerkbar. Jedes dritte Kind zeigt, ein Jahr nach Beginn der Pandemie, psychische Auffälligkeiten. Das belegt nun eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf. Besonders hoch war die Zahl der betroffenen Kinder demnach in Familien, in denen es finanzielle Sorgen gibt. Und wie ist die Lage in Köln?
»Angespannt«, sagt Stefan Hauschild, therapeutischer Leiter beim Kindschutzbund Köln. Er rechnet für die nächsten Monate mit einer enormen Zunahme an Anfragen, vor allem auch von Erzieher*innen und Lehrer*innen, wenn die Kindergärten und Schulen wieder dauerhaft geöffnet sind. »Zu unseren Aufgaben gehört auch die Beratung von Fachkräften, wenn sie Anhaltspunkte dafür haben, dass Kinder gefährdet sind.« Unter erschwerten Bedingungen haben die Beratungen zuletzt stattfinden müssen, am Telefon oder per Video-Treffen, häufig auch bei Spaziergängen auf Distanz. »Bis auf wenige Ausnahmen haben wir Familien in Krisensituationen aber fast immer mindestens einmal persönlich gesehen, um uns ein Bild zu machen und zu beruhigen«, erzählt Stefan Hauschild.
Rund zwei Milliarden Euro wiegt das Förderprogramm für Kinder und Jugendliche, über das die große Koalition derzeit verhandelt. Finanzieren will man damit Nachhilfestunden, um die durch die Schulschließungen entstandenen Bildungslücken zu schließen, und zur Aufstockung verschiedener sozialer Programme, die die sozialen und psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abfedern sollen. Das ist wichtig, doch gerade jetzt, wo viele Lockerungen in kraft getreten sind, gibt es noch einen anderen Aspekt, den Stefan Hauschild betonen will: »Bei allem Druck, den wir momentan haben, Versäumtes nachzuholen, sollten wir nicht vergessen, dass es vor allem darauf ankommt, Orte zu öffnen und neue Orte zu schaffen, an denen Kinder und Jugendliche wieder Begeisterung erleben können.«