Thomas Jarzina: »Paradies I«, Fotodigitaldruck 155 × 90 cm, 2020

Abseits der Bestsellerlisten – Teil 1

Wir präsentieren Texte aus Kölner Literaturinitiativen

Köln als Literaturstadt, das ist für viele gleichbedeutend mit den großen Drei: Kiepenheuer & Witsch, Litcologne und der Dumont-Verlag. Aber wenn die Stadtrevue-Redaktion jeden Monat die Termine mit Lesungen sichtet, taucht eine ganze Welt aus Literaturbegeisterten auf, die sich nicht in irgendeiner Bestsellerliste abbildet.

Da ist der Lyrikverlag Parasitenpresse, der jeden Monat Autor*in­nen in seinen Literaturklub in der Wohngemeinschaft einlädt. Da ist das King Georg, das einmal im Monat die Jazz-Instrumente zur Seite räumt, um die Bar zur Lesebühne zu machen. Da ist die Lesereihe »Land in Sicht«, die regelmäßig im Café Fleur Lesungen mit jungen Autor*innen abhält und in diesem Sommer den Rheinauhafen mit Kurzgeschichten füllt. Und natürlich gibt es noch das Literaturhaus mit seinem sparten- und generationenübergreifenden Programm. Undundund...

Wir wollen deshalb in dieser Ausgabe Texte vorstellen, die aus dieser Szene an Literaturbegeisterten entstammen. Den Anfang macht der Bonner Autor Samuel A. Wilsi, der im Togo geboren ist. Seine Kurzgeschichte »German Pipan« hat er zuerst bei der Reihe »Stimmen Afrikas« vorgestellt, die sich den verschiedenen Literaturen des afrikanischen Kontinents und der afrikanischen Diaspora widmet. In »German Pipan« kehrt er in den Togo zur Zeit der deutschen Kolonisierung zurück und schildert, wie das dem Kolonialismus innewohnende Gewaltverhältnis jegliche Form zwischenmenschlicher Zuneigung überschattet.

Die restlichen Texte entstammen dem Projekt »PARADIESE«, für das der Kunstverein »68elf« und das Autorencafé »fremdwOrte« zusammengearbeitet haben. Die beiden Kurator*innen Christiane Rath (68elf) und Roberto Di Bella (fremdwOrte) wollen mit Arbeiten von 17 Künstler*innen und 19 Autor*innen bildende Kunst und Literatur in den Dialog bringen. Allen Arbeiten gemeinsam ist die Frage nach dem Paradies, egal ob es persönlicher oder sozialer Natur ist. Die ausgewählten Texte nähern sich dieser Frage in einer Vielzahl von Prosa- und Lyrikformen und bleiben in ihren Antworten doch immer ambivalent: Vielleicht ist das Paradies ja unerreichbar. Oder doch nicht?

(aus der Ausstellung »PARADIESE«) Stimmen Afrikas: stimmenafrikas.de

PARADIESE: Fr 13.8.–Sa 28.8. 2021, Kunsthalle Lindenthal, Öffnungszeiten jeweils: Fr 18–21, Sa 15–18, So 15–18, paradiese.koeln
literaturszene-koeln.de