»Überall, wo man zusammenkommt, trinkt man gern ein Bierchen«: Maximilian Koeser und Nicolas Lutz von Zappes Broi

»Bier ist unser Medium«

Maximilian Koeser und Nicolas Lutz haben in Köln ein Bio-Pils auf den Markt gebracht und eine Kneipe eröffnet

Herr Koeser, Herr Lutz, ist es ganz schwierig oder ist es ganz einfach, in Köln ein Bier auf den Markt zu bringen, das kein Kölsch ist?

Nicolas Lutz: Die einen sagen: ›Was soll das? Das geht gegen unsere Kultur!‹ Das ist oft die ältere Generation, manche lassen sich aber auch überzeugen. Von anderen hören wir, dass es eine Erlösung sei, endlich ein vernünftiges Bier vom Fass trinken können. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Viele interessiert gar nicht, ob sie Kölsch oder Pils im Glas haben.

Maximilian Koeser: Unser »Zappes« ist ja auch rheinisches Pils …

Rheinisches Pils?

Koeser: Ja. Jever zum Beispiel ist eher hopfig und bitter. Unser Bier ist süffiger, das kann ein Kölner gut trinken. Und Köln hat viele Immis. Nico kommt als dem Bergischen, ich aus dem Ruhrpott, der nächste aus der Eifel oder dem Sauerland. Das ist alles Pils-Land.

Sie besetzen eine Nische.

Koeser: Wir haben keine großartige Marktforschung gemacht. Wir standen oft am Büdchen, und wenn wir ein Pils trinken wollten, gab es keine Kölner Alternative. Wir dachten: Okay, dann machen wir das selbst. Was wir nicht erwartet hätten, war die hohe Nachfrage in der Büdchen-Welt. Zappes hat sich zum Fuß-Pils am Kiosk entwickelt. Für uns ist das Vertrieb, Marketing und Logistik in einem.

Es gibt mittlerweile einige kleine Brauer in Köln, die für Vielfalt sorgen. Eine Trendwende?

Lutz: Das wurde ausgelöst durch die Craftbeer-Welle. Das Thema ist mittlerweile durch, aber bei vielen Leuten ist hängengeblieben, dass es auch anderes Bier gibt. Gerade in Köln war es in den letzten Jahrzehnten ja sehr engstirnig.

Koeser: ... was überraschend ist! Köln ist vielfältig, bloß beim Bier gar nicht. Das geht auf die Kölsch-Konvention zurück. Aber immer, wenn es eintönig ist, kommt irgendwann der Umschwung. Beim Bier ist diese Zeit jetzt. Bier ist außerdem ein stark industrielles Produkt geworden. Aber immer mehr Leute wollen wissen, woher die Produkte stammen, wer sie herstellt und welche Zutaten darin sind.

Ihr Bier ist bio-zertifiziert. Bio-Bier ist eine Nische. Warum?

Lutz: Beim Bier auf Bio umzustellen, ist eigentlich einfach. Bier hat nur vier Zutaten. Hefe kann man noch ausklammern, viele nehmen die ganz raus. Man hat also Wasser, das per se bio ist, Hopfen und Malz. Das heißt, man muss zwei Zutaten in bio umwandeln. Klar, das macht das Produkt teurer, das Bio-Siegel kostet Geld, der Produktionsprozess wird aufwendiger. Für große Brauereien ist das Problem, dass der Geschmack sich verändern würde und das Preisgefüge etwas verschoben wird, wenn sie umstellen. Die können höchstens eine Bio-Sorte zusätzlich rausbringen.

Was macht ein gutes Pils aus?

Koeser: Es gibt Biere, die sind geschmacklich interessant, wie manche Craft-Biere, da trinkt man meist aber nur eine Flasche von. Und es gibt Biere mit einer high drinkability, wie Kölsch. Wir wollen beides verbinden. Für uns ist ein gutes Pils ein typisches Pils. Hopfenbetont, aber ohne dass einem die Zunge am Gaumen kleben bleibt. Man soll Lust auf die nächsten Runden haben. »Kranz oder gar nicht!«

Lutz: Wir haben eine gute Balance zwischen Aroma und Bitterkeit gefunden. Unser Pils ist leicht süßlich, hat aber eine gewisse Herbheit und bringt Aroma mit. Es steckt mehr dahinter als hinter einem Kölsch, das deutlich schlanker ist.

Sie setzen auf Community Building, bieten am Morgen Outdoor-Sport, am Wochenende Radtouren, unterstützen Künstler und Musiker. Alles bloß Marketing fürs Bier?

Koeser: Eher andersrum: Bier ist unser Medium. Morgens Sport, am Wochenende Radtouren, abends Künstler und Musiker, die aus den Veedeln kommen und sich bei uns zeigen. Und überall, wo man zusammenkommt, trinkt man gern ein Bierchen. Klar, das Produkt muss gut sein, aber für uns ist Bier der soziale Schmierstoff, um Leute zusammenzubringen.

Haben Sie deshalb eine Kneipe zum Bier eröffnet?

Lutz: Wir hatten auf dem Schirm, dass es passen würde, einen Ausschank zu haben. Aber am Ende war es Zufall. Bisher geht es gut auf. Die Leute vom Sport morgens treffen die Leute von der Ausstellung abends. Der Kern einer Community ist, dass man einen Ort hat, an dem man sich begegnet. Viele haben es in den vergangenen eineinhalb Jahren vermisst, neue Leute kennenzulernen.

Koeser: Und unser Timing war gut. Wir haben am Freitag die Konzession abgeholt und am Montag drauf war das Lockdown-Ende und der Tag unserer Eröffnung. Da kann man sich ja vorstellen, wie es hier aussah.

zappes-broi.de