Kein Land in Sicht
Schön, dass nach dem Shutdown wieder Lokale eröffnen! Warum aber sind es fast immer Imbissrestaurants? Nach dem Shutdown zeigt sich dieser Trend noch verstärkt. Was nicht immer sofort auffällt, weil man jeden Imbiss nun »Streetfood« nennt. Dagegen ist gar nichts einzuwenden. Man bekommt etwas serviert, das man so vielleicht noch nie gegessen hat, aber das einem wahrscheinlich schmeckt.
»Unkompliziert« sind diese Läden, das zählt heute viel. Die Atmosphäre ist gelöst, und nicht zuletzt erscheinen die Preise niedriger als dort, wo man für drei Gänge an eingedeckten Tischen Platz nimmt. Und so essen wir heute immer wieder Bowls und Rolls und die neuesten Teigtaschen. All das ähnelt dem, was man von gehobenen Partybüffets kennt, wir bekommen es als Tapas serviert, der Darreichungsform der Stunde.
Solche Konzepte sind für die darbende Gastronomie-Branche lukrativ. Die Speisen sind weniger aufwändig als Tellergerichte, und sie können gut vorbereitet werden. Auch schwingt mit, dass man dem Publikum den neuesten kulinarischen Trend bieten kann.
So oft dies zeitgeistig und international erscheint, so selten präsentiert es doch den kulinarischen Kanon einer Weltregion. Viel häufiger ist es eine unbekümmerte Mixtur aus Landestypischem, globalen Food-Trends und hierzulande Etabliertem. Vielleicht begann alles mit der Gyros-Pizza.
Erstaunlich, dass kaum noch Restaurants mit einer Länderküche eröffnen, Restaurants, wo man nicht bloß satt wird, sondern auch mit der kulinarischen Kultur eines Landes bekanntgemacht wird. Erstaunlich ist das zumal in einer Stadt wie Köln, in der jeder fünfte Einwohner einen ausländischen Pass hat und rund 180 Nationen vertreten sind. Wann hat überhaupt das letzte authentische südafrikanische, ungarische oder chinesische Restaurant eröffnet? Wann auch bloß ein klassisches französisches, italienisches oder japanisches Restaurant mit Ambition?
Es muss auch an uns Gästen liegen. Der Reiz, als einer der Ersten den neuesten Trend fotografieren und schon wieder abhaken zu können, ist in den Metropolen wohl größer, als gustatorisch die lokalen Variationen traditioneller Gerichte zu erkunden.