13 Jahre Intendant
Jetzt wurde er also nochmal verlängert, obwohl er seinen eigenen Rücktritt eigentlich auf 2021 terminiert hatte: Stefan Bachmann bleibt bis zur Spielzeit 2025/26 Schauspielintendant in Köln und, oh verwegene Vision, wird womöglich doch noch den Umzug des Theaters an den Offenbachplatz begleiten.
Bachmann habe in den letzten Jahren für das Schauspiel Köln »Großartiges geleistet und es geschafft, Mitarbeiter*innen zu motivieren sowie das Schauspiel Köln in der Coronazeit über Streamingangebote glänzen zu lassen«, so OB Henriette Reker in der Pressemitteilung. Nach dem Scheitern der Nachfolgesuche im Jahr 2019, nach mindestens zwei prominent unterzeichneten Offenen Briefen, die Diversität, künstlerische Qualität, aktuelle Diskurse einforderten, ist das allerdings eine zwiespältige Nachricht. Gewiss ist Stefan Bachmann ein solider Intendant, gewiss gibt und gab es unter seiner Leitung große, politische, glanzvolle Theaterabende (man denke nur an die Frank-Castorf-Abende, »Die Lücke« von David Nuran Calis, »Die Reise der Verlorenen« von Rafael Sanchez), gewiss hat er ein schönes Corona-Digitalprogramm auf den Weg gebracht, auf der Schäl Sick einen wunderbaren, grünen, kommunikativen Theaterort geschaffen. Aber zugleich stand er auch oft in massiver Kritik, die Atmosphäre am Haus wird von manchen (Ex-)Mitarbeitern als vergiftet beschrieben.
Am Ende von Bachmanns Amtszeit werden es 13 Jahre Intendanz gewesen sein: Das erscheint für eine so herausgehobene kulturpolitische Position als viel zu lang — die doch eher Wechsel, neue Inspiration, Veränderung benötigt. Ganz zu schweigen von der lange fälligen Strukturdiskussion, die zur Zeit bundesweit geführt wird, in der es um Leitungskollektive und diversere Teilhabe geht.
Verständlich, dass nach der gescheiterten Intendanzsuche von 2019 erst mal Ruhe einkehren musste. Aber wäre nicht auch eine begrenzte Verlängerung denkbar gewesen? Die OB stand in konstruktiven Gesprächen mit den Verfassern der Offenen Briefe, es hätte aufregende und passende Alternativen für einen Intendanzwechsel gegeben, mit lokalem Bezug und internationaler Ausstrahlung. Und ist es wirklich sinnvoll, eine so umfassende Entscheidung ohne jede Beteiligung des gerade gesuchten neuen Kulturdezernent zu treffen? Welche Gestaltungsmöglichkeiten werden der neuen Figur in der Kölner Kulturszene bleiben?
Die Bachmann-Verlängerung erscheint vor diesem Hintergrund wie ein Bekenntnis zu genau jenen hierarchischen Leitungsstrukturen, die in der Theaterszene derzeit massiv in der Kritik stehen.