Schmucklos: Zukünftige Weihnachtsbäume am Gut Clarenhof in Frechen

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Weihnachten ist auch ein Fest des Konsums und Überflusses. Muss das sein?

Ob Christbaum oder Schrottwichtel-Geschenk, Braten oder Lichterketten — an den besinnlichen Tage bricht sich oft besinnungsloser Konsum Bahn. Kann man Weihnachten nachhaltig feiern? Oder muss man sich ent­scheiden: Weihnachten oder Klima?

Nein, sagt Andrea Petmecky, Vorstand des Vereins »Zero Waste Köln«, der sich gegen Müll und Verschwendung einsetzt. Für die Umweltpsychologin sind nachhaltige Weihnachten vielmehr eine Chance. »Weihnachten wird immer stärker kommerzialisiert, der Sinn hinter dem Fest geht immer mehr verloren«, sagt Petmecky. »Die Verbindung zu Nachhaltigkeit und Ressourcen­schonung kann aufzeigen, wie man diese Sinnentleerung wieder aufbricht.«

Es gibt ökologischere Ansätze, die weder weh tun noch schwerfallen Andrea Petmecky, Zero Waste Köln

Die Zero-Waste-Vertreterin ist überzeugt, dass sich für alle Bereiche, die vielen Menschen für ein gelungenes Weihnachtsfest wichtig sind, öko­logischere Ansätze gebe, »die weder weh tun noch schwerfallen«. Oft gehe es zunächst darum, sich bewusst zu machen, wo an Weihnachten Überfluss Alltag geworden ist — etwa bei Geschenken. »Da hat man schon viel gewonnen, wenn man mit Sinn schenkt.« Wer keine gute Idee hat oder in einem professionellen Kontext schenkt, dem rät Petmecky zu Spenden­geschenken, etwa bei Initiativen wie Plant-for-the-Planet oder Oxfam. »Der Beschenkte bekommt ein Siegel, dazu backt man ein paar Kekse.« Für den pri­vaten Bereich empfiehlt sie den ­Leitsatz »Zeit statt Zeug«: »Man geht weg von den großen, teuren Geschenken, und lädt stattdessen etwa zum Wintergrillen oder zur Rotweinwanderung ein«. Indem man seine Zeit hergebe, zeige man Menschen am besten, dass sie einem wichtig sind. Petmecky weiß aber auch: »Es gehört Mut dazu, das materielle Schenken runterzufahren oder zu ersetzen.« Weniger Mut verlangt es, Geschenke umwelt­schonend zu verpacken. »Jeder kennt die Müll­tonnen voller Geschenk­­papier und Verpackungen nach Weih­nachten.« Sie rät zu kreativen Lösungen, etwa selbst­gebastelten Recycling-Verpackungen.

Beim Essen geht es nicht nur um das Wieviel, sondern auch um das Was. »Nachhaltige Küche ist regional und saisonal, aber natürlich ist das Angebot in der Weihnachtszeit beschränkt.« Was man stattdessen im Discounter sieht, sei oft das Gegenteil: grüner Spargel oder Heidelbeeren von anderen Kontinenten. Festliches Essen könne auch bedeuten, sich Zeit für auf­wendige Zubereitungen zu nehmen. »Und auch an Weihnachten kann man nicht mehr essen als im Rest des Jahres.« Um nach den Feiertagen nichts wegwerfen zu müssen, rät Petmecky zu lokalen Food­sharing-Plattformen oder zu Kü­­chen­klassikern: Restepizza oder Resteauflauf.

Lokale Anlaufstellen spielen auch bei Schmuck und Deko eine Rolle. »Alles, was blinkt und leuchtet, ist problematisch«, so Petmecky. »Woher kommt der Strom? Wie werden solche Produkte hergestellt?« Sie spricht sich für kreislauf­orientiertes Vorgehen aus. »Es gibt viele Möglichkeiten, Weih­nachts­deko zu tauschen oder aus zweiter Hand zu kaufen.« In Köln gibt es neben Märkten in den Veedeln und Filialen von »fairstore« und »Emmaus« auch Angebote wie das der »Bürger für Obdachlose« (Silcherstr. 11, 50827 Köln). Und der Weihnachtsbaum? Geschlagen, im Topf, aus Kunststoff — alles hat ökologische Nachteile. Eine echte Tanne sollte ein Öko-Siegel von Naturland, FSC oder PEFC haben. Oder man sucht gar nach Alternativen zum Baum, um den Schmuck aufzuhängen. »Immer mehr Menschen möchten bewusst anders feiern. Vielleicht etabliert sich eine neue Tradition«, sagt Andrea Petmecky von Zero Waste Köln.