Alle raus, für immer!

Kneipen und Restaurants dürfen in Köln weiterhin Parkplätze nutzen, um Gäste zu bedienen. Das wird das Stadtbild dauerhaft verändern

 

Das Stadtbild hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie verändert, in vielerlei Hinsicht. Jedoch am deutlichsten, seit der Rat der Stadt beschlossen hat, auf Parkplätzen mehr Außengastronomie zuzulassen. Ziel der Politik war es, dass Gastwirte trotz Pandemie noch ihr Geschäft betreiben und alle anderen ausgehen können. Denn draußen ist das Risiko einer Ansteckung geringer als in Räumen.

Anfang Februar nun hat der Rat beschlossen, die Nutzung der neu ausgewiesenen Flächen für Gastronomie bis Ende des Jahres 2023 zu verlängern. Das Bündnis aus Grünen, CDU und Volt verspricht sich davon auch, dass »das Stadtbild schöner und die Lebensqualität in Köln verbessert« werde, so Manuel Jeschka von Volt. Dass die neuen Angebote viele Gäste anziehen und den Gastronomen mehr Einnahmen bescheren, gilt als gesichert.

Damit hat die Pandemie nun auch in Köln eine Entwicklung beschleunigt, die sich in anderen Großstädten längst vollzogen hat. »In Barcelona, Paris oder New York ist es ganz klar, dass die Autos zurückgedrängt werden und man überall draußen sitzen kann, Köln holt das jetzt endlich nach«, meint Till Riekenbrauk, Sprecher der IG Kölner Gastro, in der sich rund 360 gastronomische Betriebe zusammengeschlossen haben.

Aber ist das letztlich nicht auch nur eine Kommerzialisierung von öffentlichem Raum? Zum Nutzen von Gastwirten und deren Gästen, die es sich leisten können, für ein paar Euro bei einer Tasse Kaffee und einem Snack an der Straße zu sitzen? Riekenbrauk macht eine Rechnung auf: »Zunächst mal ist es richtig, dass wir den Menschen in den Städten den öffentlichen Raum zurückgeben müssen, ganz klar«, sagt er. »Aber der Parkplatz ist ja längst kommerzialisierter Raum. Der wird halt nur von den Autos einiger Leute belegt — dann ist es doch besser, da zwei Vierer-Tische draufzustellen und mehr Leute versorgen zu können. Zumal das auch eine bessere Aufenthaltsqualität für alle in der Stadt bringt.«

In einem weitergehenden Antrag hatten SPD, Linke, FDP und Klima Freunde gefordert, die ­Gastronomen auch finanziell zu entlasten, indem keine Gebühren für die Nutzung der Flächen erhoben werden. Denn es bedürfe »einer weiteren Solidaritätsbekundung« für die Gastronomen, so die Begründung. Thor Zimmermann von GUT wollte die Gebühren immerhin noch auf die Hälfte reduzieren. Einnahmeausfälle für die Stadt würden dadurch kompensiert, dass dann wahrscheinlich mehr Gastwirte den entsprechenden Antrag stellten, einen Parkplatz zu nutzen.

Till Riekenbrauk ist dennoch zufrieden. »Das Geld, das Gastronomen für die Außengastronomie zahlen, haben sie an zwei schönen, sonnigen Tagen wieder drin«, sagt er. »Bei unseren Mitgliedern ist der Beschluss jedenfalls fast durchweg sehr begrüßt worden.«

Zum Beschluss gehört auch, dass »winterfeste Bauten« über den März dieses Jahres hinaus stehen bleiben dürfen. Allerdings hatte es auch Kritik gegeben. Weniger daran, dass Parkplätze wegfallen, als daran, dass die teils improvisierten Terrassen das Stadtbild eben nicht immer schöner erscheinen lassen. »Ich verstehe das Problem«, sagt Riekenbrauk. »Allerdings finde ich Lösungen von der Stange mit Eisdielen-Windschutz und so weiter oft viel weniger ansehnlich als ­individuelle, selbstgebaute Terrassen aus Holzpaletten und mit Blümchen.« Vieles sei damals auf die Schnelle improvisiert worden, gibt Riekenbrauk zu. Aber es habe auch sehr gute und kreative Ideen gegeben. »Durch den Beschluss besteht nun Planungssicherheit. Gastronomen werden jetzt mehr in die Gestaltung ihrer Parkplatz-Terrassen investieren.«

Allerdings fallen mit dem Ratsbeschluss diejenigen durchs Raster, deren Kneipe oder Restaurant keinen Parkplatz vor der Tür hat. Dass die Pandemie sich offenbar aber so entwickelt, dass unter den Corona-Regeln dieses Jahr doch Karneval gefeiert werden kann, dürfte die Situation auch für jene Restaurant- und Kneipenbesitzer verbessern.

Auch dürfte es die Gastronomie stärken, dass die Entscheidung des Rates vorsieht, dass weitere Flächen für Außengastronomie »großzügig ausgewiesen werden«. Bis Ende dieses Jahres soll ein grundlegendes Konzept für die Außengastronomie in der Verwaltung erarbeitet werden, an dem auch Vertreter des Gastgewerbes mitarbeiten sollen. Dann ist die Pandemie womöglich überstanden. Aber die Kölnerinnen und ­Kölner werden wohl weiter gern draußen trinken und essen — oder zumindest lieber an Menschen vorbeispazieren, die zum Essen und Trinken draußen Platz genommen haben, statt an endlosen Metern geparkter Autos.