Endlich Platz machen!
Wer vergessen hatte, wie viel Potenzial zur Empörung die Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel birgt, bekam Anfang April noch mal eine Kostprobe. Das Kulturdezernat hatte Flächen für Open-Air-Veranstaltungen vorgeschlagen — darunter die Gleueler Wiese. Schnell brachen sich Unverständnis Bahn. Während der laufenden Sitzung des Kulturausschusses ruderte die Verwaltung zurück.
Fast ein Jahrzehnt streitet man um die Gleueler Wiese: Der FC wollte dort ein Leistungszentrum mit Kunstrasenplätzen errichten, um im Wettstreit moderner Fußballunternehmen mitzuhalten. Mittlerweile gibt es einen Baubeschluss, aber keinen Pachtvertrag für das Gelände — dazu eine Klage von Umweltverbänden. Ob der FC bauen könnte, wie und wann, ist nach wie vor unklar.
Weil dem FC die Fläche in Marsdorf freigehalten wird, geraten andere Projekte ins Stocken
Die Politik wirkt getrieben. Einerseits vom klimabewegten Teil der Stadtgesellschaft, der die Gleueler Wiese zum Symbol städtischer Umweltpolitik gemacht hat. Andererseits vom beliebten Fußball-Klub. Im Stadtrat kämpfen die Grünen gegen den Standort, und wollen den FC auf Flächen verfrachten, auf die der Klub nicht will, zuletzt nach Marsdorf. Die CDU will sich weder gegen den FC noch gegen den Klimaschutz stellen und laviert herum. Die SPD sieht den FC als »Partner« und ihre kölschtümelnde Loyalität als Oppositionsarbeit.
Bewegung könnte nun Volt bringen. Der Bündnispartner von Grünen und CDU im Rat unterstützt den Vorschlag, dem FC an der Bezirkssportanlage Bocklemünd eine neue sportliche Heimat zu bieten. Die Idee hatte jüngst der ehemalige Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank in Umlauf gebracht. Eine vergleichsweise klimafreundliche Lösung, für die sich auch der FC erwärmen könnte. Die großen Kölner Fraktionen haben sich bislang nicht geäußert. Den Konflikt abzuräumen, ist aber überfällig. Denn weil dem FC die Fläche in Marsdorf als Alternative freigehalten wird, geraten andere Projekte ins Stocken: der Umzug des Großmarkts nach Marsdorf und der Bau der Parkstadt Süd. Das kann sich Köln nicht erlauben.