Ein Logo so bunt wie Köln: Eine Stadt mit derart vielen Alleinstellungsmerkmalen darf damit nicht hinterm Berg halten! Illustration: Christoph Ganslmeier

Alles logo!

Der Dom kommt weg — aber was kommt stattdessen?

Der Dom gehört zu Köln. Logo, ne? Nein, eben nicht! Der Dom kann weg. Gerade jetzt, wo Woelki alle nervt und kaum noch einer in die Kirche geht. So ein Dom-Abriss ist natürlich aufwändig, der olle Denkmalschutz blockiert mal wieder den Fortschritt. Deshalb muss die altmodische Kathedrale erst mal aus dem Logo der Stadtverwaltung raus. Das ist ein Anfang und schnell umgesetzt — quick win!

Die angeblich so bräsige Verwaltung hat das eingesehen. Der Dom passt nicht ins Internetzeitalter und zu den coolen Social-Media-Auftritten der Stadt. Das Logo sei außerdem »altbacken, sperrig, emotionslos und von oben herab«. Das hat nicht irgendwer gesagt, sondern eine Agentur »analysiert«. Natürlich kommen die üblichen Bedenkenträger daher und meinen spitzfindig: ob nicht gerade jemand, der so daherrede, selbst »emotionslos«, »von oben herab« sei. Erste Gerüchte wurden lanciert, OB Henriette Reker, die charismatische Lenkerin der schönsten Stadt der Welt, sei durch ein Double ersetzt worden. Bloß weil sie die Wahrheit spricht! Der Dom muss weg!

Jedoch kann Henriette Reker gerade jetzt, wo die Welt aus den Fugen geraten ist, nicht noch einen Aufstand der Ahnungslosen in Köln gebrauchen. Also lenkt sie ein — mit einem wie immer sehr cleveren Kompromiss nach Reker-Art: Der Dom verschwindet aus dem städtischen Logo, aber niemals geht er so ganz. Irgendwo wird man die Domspitzen doch noch sehen, orakelt die gewitzte OB. Ja, wo hat die reformierte Stadtverwaltung wohl diesmal die lustigen Eselsöhrchen, die den Dom versinnbildlichen, versteckt! Der Rätselspaß für die ­ganze ­Familie!


Frau Reker! Gründen Sie einen Arbeitskreis, einen Runden Tisch, geben Sie eine Machbarkeitsstudie in ­Auftrag! Da geht noch was!

Im eigentlichen Logo aber thront bloß noch der majestätische Adler, der lungert ja in etlichen Wappen und Logos rum. Es ist ein starkes Signal nach da draußen: Wir sind Kölle, wir haben einen Vogel, genau wie ihr. Bloß: Wenn jetzt Atheisten jauchzen und frohlocken, dass mit dem Dom ein religiöses Symbol aus der städtischen Kommunikation verschwindet und sich nicht mehr in ihren unreligiösen Gefühlen verletzt fühlen, dann — leider — weit gefehlt: Steht der Adler doch ikonographisch für den Evangelisten Johannes. Hallo?! Der hat an der Bibel mitgeschrieben! Und zwar nicht zu knapp und nicht ­gerade barrierefrei und gendersensibel! Muss also der ­Adler auch weg? Ja, es darf keine Denkverbote geben, Frau Reker! Gründen Sie einen ­Arbeitskreis, einen Runden Tisch, geben Sie eine Machbarkeitsstudie in Auftrag! Da geht noch was!

Also was soll zu sehen sein statt Dom und Adler? Poldis Döner? Nicht vegan! Ein Lastenfahrrad? Unglaubwürdig, autofreie Straßen hin oder her. Die Farben der Ukraine? Etwas zu anbiedernd, oder? Die Stadtrevue forderte schon 2006 »Der Dom muss weg!« Dafür gab es sogar den ­Kölner Medienpreis. Wir haben Champagner getrunken, wir wähnten uns so nah am Ziel. Aber passiert ist seitdem: nichts. Dabei hätten wir da einen Vorschlag, ­siehe oben! Wie lautet doch gleich der Slogan der Rekerschen Verwaltungsreform? »Wir für die Stadt«! Das ist gut, und zufällig auch unser Motto.