Nummer 8806 lebt!
Kölns höchstes Bauwerk ist nun das jüngste Baudenkmal der Stadt: Seit Mitte Juli steht der Colonius unter besonderem Schutz — als Denkmal Nummer 8806. Der Colonius sei »aus der Kölner Silhouette nicht mehr wegzudenken und hat seinen festen Platz in unserer Stadt«, erklärte Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Unstrittig war es nicht, den 1981 fertiggestellten Funk- und Fernsehturm in den Stand des architektonischen Kulturguts zu heben. Noch 2020 hatte Kölns oberster Denkmalschützer, Stadtkonservator Thomas Werner, den Denkmalwert des Colonius in Frage gestellt. Das Gebäude sei weder innovativ noch architektonisch besonders, und zudem ziemlich jung. Dass der Turm stadtbildprägend sei, reichte Werner nicht aus. Zwei Jahre später ist es vor allem die Bedeutung des 266 Meter hohen Turms für die Stadtsilhouette, mit der man den neuen Status begründet.
Thor Zimmermann hat damit ein Etappenziel erreicht. Der Ehrenfelder ist Einzelmandatsträger für die Wählergruppe GUT im Stadtrat und setzt sich seit mehr als zehn Jahren dafür ein, den Colonius wieder für Besucher zugänglich zu machen. »Der Colonius wäre nicht zum Denkmal geworden, wenn wir uns nicht jahrelang darum bemüht hätten«, sagt Zimmermann. »Unabhängig davon, ob am Ende die Wiedereröffnung steht: Das ist eine Errungenschaft.« Das Bauwerk und auch sein Umfeld, in dessen Norden es zuletzt Pläne für ein Hochhaus gegeben hatte, sind nun geschützt.
Eine wichtige Rolle dabei, dass die Stadt den Colonius nun zum Denkmal ernannt hat, spielte der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Die Behörde hatte — angestoßen von der politischen Debatte — den Denkmalwert geprüft. Ihr Urteil: Der Colonius sei sehr wohl denkmalwürdig. Formal war das zwar für die Stadt nicht relevant. »Aber der Stadtkonservator ist stärker unter Zugzwang geraten«, sagt Thor Zimmermann.
Ohne Denkmalschutz hätte es keine Chance auf eine Wiedereröffnung gegeben
Der Denkmalschutz könnte Bewegung in die Debatte um die Wiedereröffnung der beiden leerstehenden Etagen, seit 1999 nicht mehr öffentlich zugänglich, bringen. »Wenn herausgekommen wäre, dass der Colonius nicht denkmalwürdig wäre, hätten wir die Wiedereröffnung jedenfalls beerdigen können«, so Zimmermann. Hintergrund ist eine Machbarkeitsstudie, die der Stadtrat im Sommer 2019 in Auftrag gegeben hatte. Die Verwaltung hat deren Ergebnis zwar bis heute nicht mitgeteilt, aber für Brandschutz und vor allem »Entfluchtung« durch den Bau eines zweiten Aufzugs wurden Kosten von 40 Mio. Euro kolportiert. Stadt und Land hätten die Mittel wohl nicht aufgebracht. Der Denkmalschutz aber eröffnet eine Übernahme der Hälfte der Kosten durch den Bund. Nur noch je 10 Mio. Euro müssten dann das Land und die Stadt oder die Eigentümerin, die Telekom-Tochter Deutsche Funkturm, beisteuern. »Das ist eine Größenordnung, über die man sprechen kann«, sagt Zimmermann. Er würde sich wünschen, dass die Stadt zumindest eine Etage selbst pachtet, etwa für eine »moderne Bildungseinrichtung«. Dass die Telekom Teile ihrer Funkturm-Sparte an Investoren aus Nordamerika verkauft, sei kein Problem, so Thor Zimmermann. »Das könnte nach jahrzehntelangem Stillstand sogar positiv sein. Wenn potenzielle Investoren etwas gegen den Denkmalschutz gehabt hätten, hätte die Deutsche Funkturm das nicht laufen lassen.«